Die genaue Entstehung des Ortes Hochkirch liegt, wie bei so vielen Orten, im Dunklen. Vielleicht war es aber so ähnlich: Einmal kam eine Gruppe von Menschen, eine Sippe vielleicht in diese Gegend. Sie suchte einen geeigneten Platz, um dort Hütten bauen und Äcker anlegen zu können. Dabei fand sie eine Waldlichtung mit einer Quelle, aus der ein kleiner Bach nach Norden rann. Die Siedler setzten ihre niedrigen Blockhäuser im Halbkreis um die Quelle. Sie ließen ihr Vieh in den grasigen kleinen Tälern abwärts weiden und begannen den Wald zu roden, der sich den Hang hinaufzog.
Die ersten Ansiedler waren Sorben, sie gaben ihrem Weiler einen sorbischen Namen: Bukovici. Über die Bedeutung des Namens bestehen unter den Forschern zwei Meinungen. Die einen sagen, der Sippenälteste und Führer der Gruppe habe Buk geheißen und Bukovici sei der Ort der Leute des Buk. So benannten deutsche Siedler später auch oft ihr neues Dorf nach ihrem Anführer: Cunewalde, Friedersdorf, Waltersdorf. Andere verweisen auf Buk, die Rotbuche, die hier einen Bestandteil des Urwaldes gebildet habe und nun unter schweren Mühen gerodet werden musste. Daher hieße Bukovici so viel wie Buchwalde. Ganz gleich welchen Ursprungs dieser alte Name ist, das Dorf selber befand sich aber nicht dort, wo sich heute die hohe barocke Kirche erhebt. Bukovici ist im unteren Dorf zu suchen, wo jetzt etwas abseits Wohnhäuser und Gehöfte eine Siedlungsgruppe bilden. Vor der sorbischen Besiedlung aber scheinen noch keine Menschen in der heutigen Ortsflur Hochkirch gewohnt zu haben; denn es wurden keine vorgeschichtlichen Bodenfunde ausgegraben.
Codex Diplomaticus Lusatiae Superioris, Görlitz 1856, S.: 29
In einer Lausitzer Urkundensammlung, dem Codex Lusatia, ist eine lateinische Urkunde vom 25. Februar 1222 enthalten. Bruno II., Bischof von Meißen, bestimmt von Godewe (Göda) aus, dass neun Kirchen des Bautzener Landes dem Dekan des Budissiner Domstiftes St. Petri unterstellt werden. Es sind Welintin (Wilthen), Neinkirgen (Neukirch), Solant (Sohland), Cunewalde, Gradis (Gröditz), Porsicz (Purschwitz), Bukewicz (Hochkirch), Klix, Guttin (Guttau). Bukovici / Bukewicz besaß also 1222 bereits eine Tochterkirche des Bautzener Domes. Nachdem die Deutschen zuvor das Lausitzer Land in Besitz genommen hatten, siedelten nun auch deutschstämmige Bauern in der hiesigen Gegend. So bildete sich in Hochkirch um die Kirche - neben dem alten sorbischen Ort - eine neue Siedlung. Mit der Gründung von Lubaw (Löbau) durch die deutschen Siedler, verlor die alte Handelsstraße über den Czorneboh an Bedeutung und die neue Verbindung zwischen Bautzen und Löbau (heute B6) wurde zu einer wichtigen Achse. Nun waren in Hochkirch auch Wagner und Schmiede ebenso gefragt wie das Rasthaus (korčma). Vielleicht war alte Rasthaus zugleich das des Ortsrichters. Noch heute gibt es in Hochkirch einen Gerichtskretscham.
Die deutschen Siedler in Bukovici änderten bald den Namen ihres Ortes. In einer Urkunde vom 23. Juni 1368 liest man erstmals den neuen Namen Hoynkirche. Die Schreibweise wechselt in den folgenden Jahrhunderten: 1481 Hoenkirchen, 1491 Hoekirche, 1495 Hoenkirch, 1505 Hohkirch, bis sich schließlich die Schreibweise Hochkirch herausbildete. Der sorbische Name der Siedlung blieb aber weiterhin im Leben der Menschen hier lebendig und bezeichnet im Sorbischen mit Bukecy den Ort bis heute. Im Budissiner Gerichtsbuch ist so 1434 die sorbische Form auch als Familienname verzeichnet: Ein Hans Bugkewicz besitzt einen Hof auf der Reichenstraße. Vielleicht war er aus Bukewicz zugewandert?!
Mit der Ergiebigkeit der Fluren um Bukewicz kann es in erster Zeit nicht weit her gewesen sein; denn es verlockte keinen deutschen Ritter, sich hier einen Herrensitz anzulegen. Es gab auch späterhin weder ein Rittergut noch ein Schloss in Hochkirch. In dem Nahen Talgrund von Kuppritz aber, der geschützter und fruchtbarer war, setzte sich ein Ritter an den sorbischen Weiler an. Der Herrenhof zu Koperic wird 1222 erstmals erwähnt. Offenbar wurden auch die Bauern von Bukewicz / Hochkirch den Herren von Koperic Dienste zu leisten. Es entstand ein Vorwerk am Westrand des alten Dorfes. Das Rittergeschlecht derer von Kopperitz, das in der weiteren Umgebung noch viele Güter besessen hatte, verließ 1350 das sorbische Gebiet und machte sich im neubesiedelten deutschen Oberland ansässig. So finden sich Vertreter dieses Geschlechtes noch lange Zeit in Oppach und Sohland. Die folgenden Herren auf Kuppritz - u.a. derer von Leubnitz und derer von Gersdorff - hielten an ihrem Hochkircher Besitz fest. Jedoch waren sie nicht die Einzigen, die Anteile in Hochkirch besaßen. So hatten auch die Rittergüter Pommritz und Rodewitz ihren Besitz im Kirchort. Für die Kirche selbst und ihre Umgebung blieb bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts das Bautzener Domstift Grundherr, denn selbst als 1540 die Reformation in Hochkirch eingeführt wurde und somit der Ort und die Kirchgemeinde evangelisch wurden, bewahrte sich das katholische Domstift die grundherrlichen Rechte. Die Bauern dieser Grundstücke waren als Pfarrdotalen für die Versorgung des Ortpfarrers zuständig. Später besaß auch das Kreisamt Budissin noch einige Flurstücken in Hochkirch, so dass schließlich 5 verschiedene Grundherren in Hochkirch ihren Einfluss geltend machen wollten.
Die feudale Struktur und das unrühmliche Verhalten auch der örtlichen Feudalherren, ließen auch Hochkirchs Bewohner in ständiger Armut bleiben. Manchmal entlud sich die Unzufriedenheit auch in Revolten. So kam es z.B. im Herbst 1774 zu einer Revolte gegen den Kuppritzer Hof. Darüber berichtet ein Aktenbündel des Bautzener Oberamtadvokaten Dr. Acoluth: "In puncto geschehener Zusammenrottung, Empörung und Tumultisierung". Da das Gesinde des Kuppritzer Hofes am Sonntag, dem 23. Oktober keine Milch zu der mageren Kost bekommen hatte, hatten sich "deroselben Unterthanen in Kuppritz und Hochkirch einkommen lassen, einen Aufruhr zu erregen und waren am 25. Oktober Vormittag in dero Abwesenheit zu dem Verwalter gekommen". Auch der Hochkircher Ortsrichter Bodling war dabei, als man nach Kuppritz rückte. Sicher ging es nicht nur um die Milch, sondern es waren auch noch andere Beschwerden der Bauern gegen den Gutsherren von Leubnitz und seine Leute abzugeben. Doch sowohl der Viehpächter als auch der Herr von Leubnitz selbst gingen nicht auf die Beschwerden ein und verklagten ihre Untertanen. Sie beriefen sich auf das "Churfürstliche Mandat wider das Auff-Lauffen und Tumultieren im Land" vom 2. Juli 1726. In einer hochnotpeinlichen Untersuchung mit zahllosen Verhören wurde lediglich die "unerlaubte Zusammenkunft" untersucht. Der Kuppritzer Gerichtsverwalter mußte ein herrschaftliches Dekret ausarbeiten und es den Untertanen von der Kanzel herab (wie damals üblicherweise öffentliche Gesetze bekannt gemacht wurden) verkünden lassen. Künftig war ihnen jegliche Zusammenrottung strikt verboten. Die hohen Gerichtskosten wurden zwischen den Gutsherren und den Einwohnern aufgeteilt.
Über die Einwohnerzahl von Hochkirch in früheren Jahrhunderten sind wir nicht unterrichtet. Bei der ersten amtlichen Volkszählung im Jahre 1834 wurden 376 Einwohner gezählt. Vorher wurden nur die Haushaltungen, nicht aber die Einzelpersonen gezählt. 1777 wird von zwei Bauern, 23 Gärtnern (Wirtschaftsbesitzer) und 27 Häuslern berichtet.
Ein Ereignis jedoch, welches in die Geschichtsbücher Eingang fand, war für Hochkirch ein Trauma. Wenngleich heute die Schlacht bei Hochkirch am 14. Oktober 1758 aus sicherer geschichtlicher Entfernung betrachtet werden kann, bleibt das unendliche Leid der Bevölkerung gerade auch mit diesem Tag verbunden.
(Nach: Hochkirch vor dem Czorneboh. Das schöne Bautzener Land Heft 12, Bautzen 1965)