Durch den Bahnhof an der im Jahre 1846 errichteten Bahnstrecke Görlitz - Dresden ist Pommritz auch durch die im 19. Jahrhundert in Betrieb genommenen Postzentrale für die hiesige Region zu einem infrastrukturellen Zentrum gewachsen. 1859 wurde hier eine Postexpedition für einen weiten Umkreis eingerichtet, 1866 eine Fahrpost nach Weißenberg und bald darauf eine Botenpost nach Baruth.
Das Dorf liegt an dem von Hochkirch herabkommenden Wasser nördlich der Bahnstrecke, 60m tiefer als der Kirchort. Durch den Bahnhof dehnte sich das Dorf durch neue Siedlungshäuser weiter aus. Ostwärts am Kuppritzer Wasser steht idyllisch eine alte Mühle mit oberschlächtigem Wasserrad. Die ehemalige Windmühle Pommritz auf einem Hügel halbwegs nach Kuppritz zeigt heute nur noch den Rundturm ohne Flügel. Sie war von 1858 bis kurz vor der 1900 als Getreidemühle und bis 1928 als Knochenmühle in Betrieb. Im Ort selbst ist die ehemalige Schmiede ein interessanter Altbau. 1726 errichtet, erfüllte sie bis 1928 ihre Aufgabe. Über dem linken Teil des Hauses ist die hölzerne Oberstube vorgezogen und auf drei profilierte Umgebindesäulen gesetzt. Wenn dieser Vorbau auch nicht sehr alt sein mag, so wirkt er doch gut im Dorfbild.
Bei der ersten urkundlichen Erwähnung 1359 hieß der Ort Pomyrwicz. Ein Rittergut bildete sich auch hier aus - im 17. Jahrhundert gab es sogar zwei Rittergüter (Niederpommritz und Oberpommritz). Das der Ort mit seinen fruchtbaren Feldern sehr begehrt war, zeigt sich auch darin, das bis zur Aufhebung der Dienste im 19. Jahrhundert fünf Grundherrschaften in den Besitz teilten: das Rittergut Pommritz, das Rittergut Nechern, der Stadtrat von Budissin, das Domstift St. Petri Bautzen und die Landvogtei zu Bautzen. Im Siebenjährigen Krieg mußte die Bevölkerung nicht nur bei der Schlacht um Hochkirch schwere Opfer bringen, sondern auch davor und später noch, nämlich bei starken Requirierungen durch österreichische und preußische Truppen. Es ist interessant, daß unter den weggenommenen Lebensmitteln auch "Erdbirnen" aufgezählt werden. Das ist eine der frühesten Erwähnungen der Kartoffel in dieser Landschaft.
1863 kauften die Landstände des Markgrafentums Oberlausitz das Rittergut Pommritz. Sie verlegten eine 1852 gegründete landwirtschaftliche Versuchsstation von Weidlitz nach Pommritz. Im Jahre 1919 wurde das Sächsische Ministerium für Wirtschaft und Arbeit Träger des Versuchswesens. Professor Derlitzki (1889-1958) kam in dieser Zeit nach Pommritz.
Man beschäftigte sich in Pommritz nun mit Problemen zur Erleichterung der bäuerlichen Arbeit. Für die Innenwirtschaft wurden durch zweckmäßige Gebäude- und Hofgestaltung sowie Entwicklung betriebstechnischer und konstruktiver Verbesserungen neue Wege aufgezeigt. In der Außenwirtschaft wurden neben Versuchen in Bezug auf Fruchtfolgegestaltung, Anbauplan, Futterwirtschaft und Düngung auch arbeitstechnische Verfahren für Rüben- und Heuernte sowie für Pflanz- und Pflegearbeiten entwickelt. Pommritzer Konstruktionen waren die Rübenköpfschippe, die Rübenköpfschlitten, neuartige Schwaden- und Sammelroder, Kartoffellegemaschinen und Heuschrägwandreuter. Die Versuchs- und Forschungsergebnisse von Pommritz waren vor dem 2. Weltkrieg weit über die Grenzen von Deutschland hinaus bekannt. Nach 1945 wurde die Versuchsanstalt nach Leipzig-Möckern und Gundorf bei Leipzig verlegt. In Pommritz wurde ein nun ein Volksgut eingerichtet. Nach 1989 wurde das Pommritzer LebensGut neuer Nutzer des Ritterguts und widmete sich besonders dem ökologischen Landbau verbunden mit alternativen Lebensformen.
(nach: Hochkirch vor dem Czorneboh. Das schöne Bautzener Land Heft 12, Bautzen 1965)