Geschichte der Kirchgemeinde Hochkirch




Abschrift des Dekretes vom 25.02.1222

Codex Diplomaticus Lusatiae Superioris, Görlitz 1856, S.: 29


Unsere Oberlausitz war ein großes Waldgebiet durchsetzt mit feuchten Wiesen und Tümpeln (sorb. łuža). Nachdem die Bevölkerung aus der jüngeren Bronzezeit um 1000 vor Christus hier langsam verschwand oder wegzog, war es im Land der „Pfützen und Tümpel“ recht leer. Dann aber zogen die Milzener / Milčani aus dem Osten in das Bautzener Land. Überall entstanden Siedlungen. Wohl auch an der alten Quelle in Hochkirch, deren Wasser heute noch das kühle Nass des Dorfteiches gibt. Vielleicht war es die Häufung von Buchen hier, die dem Dorf dem Namen gab: Bukecy.
Ein alter Handelsweg durchzog damals bereits unsere Gegend. Von Budißin kommend, folgte er Soritz, Meschwitz und Wuischke und führte dann über einen Weg zwischen dem Kuppritzer Berg und dem Hochstein in den Gau Zagost, dem späteren Eigenschen Kreis. Am Rande des Handelsweges fand man 1878 in Meschwitz fast ein Pfund Hacksilber – früher als internationales Zahlungsmittel verwendet - größtenteils aus arabischen, aber auch englischen und italienischen Münzen, die um das Jahr 1000 geprägt wurden. Reisende aus fernen Ländern kamen also auch hier vorüber. Nur der, der das Silber damals hier versteckte, kam nicht mehr dazu, es wieder abzuholen.
In unsere Gegend kamen bald neue Siedler, diesmal aus dem Westen. 990 waren die Milzener durch Markgraf Ekkehard von Meißen endgültig unterworfen. Als im 12. Jahrhundert das „ganze Land Budißin“, wie man es damals bezeichnete, unter böhmischen Einfluss kam, veränderte sich das Aussehen des alten Pfützenlandes. Die Bevölkerung wuchs, Städte wurden gegründet, das Straßensystem ausgebaut. So wurde 1221 Löbau gegründet und eine neue Handelsstraße führte nun durch Bukecy. Auch Kirchen wurden gebaut. Zunächst entstanden die Kirchen in Budißin, dann in Kittlitz und Göda. Dann ging es sehr schnell. Innerhalb weniger Jahre entstanden zahlreiche Kirchen im Land.
Neue Orte entstanden oder wurden bedeutender. Um eine bessere kirchliche Betreuung zu ermöglichen, entstanden auch neue Pfarreien. Doch mit der Entstehung dieser gab es bald Streit über das einflussreiche Recht der Pfarrstellenbesetzung. Der damalige Meißner Bischof Bruno II. (Bischof von 1209-1228) entschied darum am 25. Februar 1222, dass dieses Recht bei dem von ihm zuvor gegründeten Kollegiatstift in Budißin (dem späteren Domstift Bautzen) liegen sollte. In der lateinischen Urkunde werden dabei auch die Orte „Gradis, Porsitz, Bukewitz, … Guttin“ (Gröditz/Hrodźišćo, Purschwitz/Poršicy, Hochkirch/Bukecy, … Guttau/Hućina) genannt und so haben diese Orte auch 1222 ihre erste urkundliche Erwähnung.

Einladung zur Probepredigt Johann Wauer

Einladung an die Collatoren des Domstiftes zu Budißin zur Probepredigt des Hochkircher Pfarrkandidaten Johann Wauer 1708

Das Recht der Pfarrstellenbesetzung galt in dieser Weise in Hochkirch wegen der besonderen Rechtsstellung der Oberlausitz formell auch über die Reformation hinaus bis 1918. Jeder neue – auch ev.-luth. – Pfarrer benötigte die Zustimmung des dann röm.-kath. Domstifts in Bautzen.

Wenngleich aus den ersten Jahrhunderten der Hochkircher Geschichte keine Zeugnisse erhalten sind, hatten die Ereignisse in der Region immer auch Auswirkungen auf das Leben der Menschen in Hochkirch.
Die Geschichte der Kirchgemeinde ist auch in Hochkirch untrennbar mit der Folge ihrer Seelsorger verbunden. So wie Nachrichten über die ersten Jahrhunderte der Hochkircher Geschichte im Verborgenen liegen, ist auch über deren Geistliche aus dieser Zeit nichts bekannt geblieben. Unter schwierigen Bedingungen haben es die Menschen hier dennoch verstanden, ihren Glauben zu tragen und weiterzugeben.
Mit der Einführung der Reformation in Hochkirch 1540 sind auch die hier wirkenden Pfarrer namentlich bekannt überliefert. Einige der frühen evangelischen Geistlichen sind auch über ihr Wirken als Seelsorger hinaus bekannt geworden. So gehörte beispielsweise Donatus Moeller zu den Mitunterzeichnern der Konkordienformel 1577, die auf Veranlassung des Kurfürsten August von Sachsen entstand und zur Befriedung der Auseinandersetzungen innerhalb der lutherischen Kirche diente. Einige Jahre später wirkte Gregorius Martini / Hrjehor Martini in Hochkirch, der 1627 das zweitälteste obersorbische Buch herausgab: Die sieben Bußpsalmen des königlichen Propheten Davids. Windisch und Deutsch.

Sorbische Bibel 1728

Biblia, To je Cyłe Szwjate Pißmo Stareho a Noweho Nakona ... do horneje Lußiskeje ßerskeje recze se wschitkej ßwjernosczu wot Njekotrych Evangelskich Prjedarjow pschełožena
1728

Für Hochkirch prägend war das Wirken von Pfarrer Johann Wauer / Jan Wawer. Er ließ zum einen 1717-1720 die heutige Kirche errichten (deren Kirchturm dann 1750 folgte), war als Lieddichter, Herausgeber sorbischer Gesangbücher und vor allen Dingen als Mitübersetzer und -herausgeber der ersten sorbischen Gesamtbibel 1728 von großer Bedeutung.

Hauspostille - sorbisch

Domjaza Postilla

Einige Jahre später konnte unter der Mitwirkung des Hochkircher Pfarrer Johann Friedrich Lange / Jan Bjedrich Langa Luthers Hauspostille (Predigtsammlung) in die sorbische Sprache übersetzt und herausgegeben werden.

Im Oktober 1758, als über die Dörfer der Hochkircher Gemeinde die Schlacht zwischen Österreichern und Preußen hereinbrach, war das Pfarrhaus nicht besetzt. Pfarrer Lange war im Jahr zuvor gestorben und ein Nachfolger noch nicht bestimmt. Der Aufmarsch von knapp 110.000 Soldaten in der Region hatte die Bewohner in Angst und Schrecken versetzt. In den kalten und trüben Oktobertagen waren viele Menschen aus ihren Häusern in und um Hochkirch geflohen und fanden nach dem 14. Oktober oft nur noch Trümmer und verkohlte Balken wieder. In der etwa 5 Stunden dauernden Schlacht hatten die beiden militärischen Gegner rechnerisch jede Sekunde einen Soldaten verloren. Leichenfledderer durchzogen die Felder und in aller Eile wurden die Toten vergraben. Bis heute werden bei Bauarbeiten Überreste der damals eilig Bestatteten gefunden. Keiner der Bewohner Hochkirchs hätte damals geahnt, dass diese Katastrophe ein Jahrhundert später zum Stolz des Ortes werden sollte. In Hochkirch wurde später gern eine Bank mit Blutfleck gezeigt, auf welcher der gefallene Feldmarschall Keith aufgebahrt gewesen sein soll. Allerdings frischte sich die Farbe des Flecks nach jeder Schweinschlachtung an der hiesigen Schule auf. Auch soll in der Predella (Sockel) des Altars ein Loch im Kopf des Judas damit erklärt worden sein, dass ein österreichischer Soldat mit den Worten: „Ach hier bist Du, der Du unseren Heiland verraten hast!“ da hineingeschossen habe. Noch heute ist eine ausgebesserte Stelle im übermalten alten Altar zu erkennen, die zu dieser Überlieferung passt.
Als 1813 die aus Russland zurückkehrenden napoleonischen Truppen in die Dörfer der Kirchgemeinde strömten, kam wieder viel Leid über die Menschen hier. Die Schlacht bei Bautzen / Wurschen am 20. und 21. Mai 1813 geriet auch für die Zivilbevölkerung – besonders in den westlichen Dörfern der Gemeinde zu einer Tragödie. Kaum waren aber die Toten dieser Schlacht vergraben, kehrte im September Napoleon zurück. Am 4. September 1813 stürmten französische Einheiten von Steindörfel her Hochkirch und verfolgte die zurückweichenden preußischen Truppen, wurden jedoch am Wohlaer Berg gestoppt. Die folgende Nacht soll Napoleon im Pfarrhaus Hochkirch verbracht haben. Brennende Gehöfte zeugten nun im östlichen Teil der Gemeinde von den Kämpfen. Grabkreuze des Kirchhofs und Einrichtung der Kirche dienten den Soldaten als Wach- und Wärmefeuer. Einschüsse und Gewehrkolbenschläge kennzeichnen noch heute den Versuch, in die Sakristei der Kirche einzudringen und den Kirchenschatz zu plündern. Es brauchte wiederum Jahre, bis sich die Gemeinde davon erholte.

Die Dörfer der Kirchgemeinde Hochkirch 1767

Chr. Kunauth: Derer Oberlausitzer Sorberwenden umständliche Kirchengeschichte, 1767

Die nach Hochkirch gepfarrten Orte wechselten im Laufe der Geschichte. Der Ort Döhlen kam zu Beginn des 18. Jahrhunderts zu Hochkirch, nachdem es zu Verwerfungen mit dem Nachbarort Pielitz gekommen war. 1866 wurde z.B. auch der Ort Weißig von Bautzen St. Michael nach Hochkirch gepfarrt, nachdem die Bewohner sich schon längere Zeit nach Hochkirch hielten. Dagegen wurde die Ortschaft Pielitz nach Großpostwitz, die Dörfer Rabitz und Soculahora nach Bautzen St. Michael gepfarrt. Zuletzt wurde Lauske 1968 nach Kotitz gepfarrt.

Die Kirchgemeinde Hochkirch (Beschreibung von1820)

Handschriftlicher Bericht Pfr. C.G. Jankes über Hochkirch, 1820
[Quelle: Kirchgemeindearchiv Hochkirch]

1820 verfasst wahrscheinlich der damalige Pfarrer Carl Gottlieb Janke eine Betrachtung zur Geschichte der Hochkircher Kirchgemeinde. Diese Beschreibung diente dann wohl auch als Grundlage des Artikels über Hochkirch in der „Sächsischen Kirchengalerie“ (1840), den dann Pfarrer Michael Möhn verfasste.

Presbyterologia Lusatiae Superioris

J.C. Jancke: Presbyterologia Lusatiae Superioris, Band 8: Wendische Kirchdörfer B-K, S.: 126

In jenen Jahren erschienen mehrere Betrachtungen zur Geschichte der einzelnen Kirchgemeinden. So berichtete Anfang des 19. Jahrhunderts der Görlitzer Pfarrer und Superintendent Johann Christian Janke in seiner „Presbyterologia Lusatiae Superioris“ auch über die Hochkircher Gemeinde.
In der „Neuen Sächsischen Kirchengalerie“ (1908) verfasste Pfarrer Karl August Kubitz den Artikel über Hochkirch.

Wenngleich die Menschen nach solchen Jahren hier auf ruhigere Zeiten hofften, erfüllte sich dieser Wunsch nicht. Mit der Teilung der Lausitz nach dem Wiener Kongress 1815 war die preußische Grenze auf 8 km herangerückt. Manche staatlichen Veränderungen in Preußen und Sachsen, aber auch wirtschaftliche Schwierigkeiten erfüllten die Hochkircher mit Sorge. In der Mitte des 19. Jahrhunderts kam es dann zu einer regelrechten Auswanderungswelle. Hunderte gaben hier alles auf, um besonders in Australien oder Texas eine neue Zukunft aufzubauen. Die größte Gruppe der Exulanten führte der aus der Hochkircher Gemeinde stammende Jan Kilian nach Texas an. Andere Familien zogen nach Australien. Hier gründeten 1853 die Familien Albert aus Rachlau, Mirtschin aus Steindörfel, Deutscher aus Zschorna und Rentsch aus Kuppritz einen Ort, den sie zunächst Bukecy nannten, später dann Hochkirch. – Bis heute ist der Kontakt dahin nicht abgerissen.
Die gesellschaftlichen und politischen Umbrüche im 19. Jahrhundert fanden auch in Hochkirch ihren Widerhall. Die an den Ereignissen von 1758 orientierte Traditionspflege in Hochkirch ist dabei vor dem Hintergrund der Reichseinigung und Reichsgründung um 1870/1871 zu verstehen. Der Hochkircher Pfarrer Karl August Kubitz / Korla Awgust Kubica war maßgeblich an der Entwicklung der Gedenkkultur der Schlacht bei Hochkirch beteiligt. Er ließ die Gedenkobelisken auf dem Kirchhof errichten und erhielt als Dank für diese Traditionspflege 1905 die Reproduktion eines Bildes von Adolph Menzel mit einer originalen Widmung von Kaiser Wilhelm II.
Auch andere, die Gemeinde bis heute prägende Aktivitäten, sind auf Pfarrer Kubitz zurückzuführen. 1873 ließ er den – heute unteren – Friedhof neu anlegen, die bis 1875 genutzte Bestattungsfläche hinter der Pfarrscheune konnte dafür aufgegeben werden. Der Kuppritzer Gutsbesitzer v. Loeben stellte für den neuen Friedhof das Land zur Verfügung.
Auch die damals exitierende kleine Orgel bedurfte einer Renovierung und Erweiterung, damit sie den gewachsenen Herausforderungen der Gemeinde gerecht werden konnte. In einem Gutachten hieß es 1856, die vorhandene Orgel werde „... den Anforderungen nicht genügen, denn weder dem Hause, noch der zahlreichen Gemeinde, noch weniger dem kräftigen Gesange der Wenden würde sie entsprechen, da ihr die Macht, solchen Gesang zu leiten und zu tragen, ganz abgeht. Hierher gehörte ein Werk von wenigstens 24 Stimmen, während jetzt nur 12 sind, und diese würde nicht zu stark sein.“ 1888 schließlich beauftragte die Gemeinde den Orgelbaumeister Hermann Eule mit dem Bau einer Orgel. Dieser schuf ein Instrument (op.48) mit 32 Stimmen, das 1890 feierlich in den Dienst genommen werden konnte.
In seinen späteren Dienstjahren hatte der inzwischen gesundheitlich angeschlagene Pfarrer Kubitz auch angeregt, die große Kirchgemeinde aufzuteilen. In Rachlau mit seinem eigenen Schulstandort sollte eine Tochterkirchgemeinde entstehen. Durchgesetzt hat sich diese Idee allerdings nie.
Mit dem Bau der Eisenbahnlinie und der Industrialisierung im Land begann der Ort zu wachsen. Sorbische Vereine belebten das kulturelle Leben. Dann aber kam alles anders. Das Erstarken der Nationalsozialisten war auch in Hochkirch zu spüren. Für die hiesige SA wurde ein Garten an der Fernverkehrsstraße für einen Aufmarschplatz geschliffen. Hochkirchs eigene Kulturgeschichte wurde durch Verbote, Zwangsversetzung von Lehrern und dem Pfarrer, oder auch durch Büchervernichtung bekämpft. Bis heute kann man die Nachwehen dieser Zeit auch hier spüren. Die Entwicklungen nach dem 2. Weltkrieg sind vielen von uns in eigener Erinnerung präsent.
So flog die Zeit über die Geschichte unseres Ortes. Generationen lebten, feierten, glaubten, hofften, stritten oder trauerten hier. Unverwechselbar ist Hochkirch durch seine Geschichte, einmalig die Menschen, die heute hier miteinander feiern, offen die kommende Zeit. 

Pfarramt in Baruth

Ev.-Luth.
Kirchspiel am Löbauer Wasser /
Ew.-luth. wulkowosada při Lubaće

Dubrauker Str. 3
OT Baruth / Bart
02694 Malschwitz / Malešecy
Tel.: +49 (0) 35932 31119

Öffnungszeit in Baruth:
Mittwoch / srjeda
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Donnerstag / stwórtk
        17-18 Uhr / hodź.

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