Dokumente im Turmknopf








1750

Pfr. Lange

1802

Pfr. Janke

1838

Pfr. Möhn

1869

Pfr. Lahode

1902

Pfr. Kubitz

1935

Pfr. Mürbe

Turmknopfeinlage aus dem Jahr 1750

von Pfr. Johann Friedrich Lange

Mein Leser!
Errinnere Dich in diesen Zeilen der vergangenen Zeiten, und lobe mit deinen Vorfahren die Güte Gottes, durch deren Beystand sie diesen Kirchthurm binnen 6 Monaten, ohne den geringsten Unglücksfall, erbauet, und selbigen diesen Knopff aufgesetzet haben d. 22. Septembr: im Jahre nach der heylwärtigen Geburth Jesu Christi unseres Heylandes 1750.

Dieses war ein Jahr, da Friede in gantz Europa blühte, und welches Gott mit ausnehmender Fruchtbarkeit gesegnet hatte, so dass ein Scheffel Korn galt 1. Thaler, 10 Groschen;
ein Scheffel Weitzen 2. thl. 12 gl.
ein Scheffel Gerste 1. thl. 10 gl.
ein Scheffel Gerste 1. thl. 10 gl.
ein Scheffel Hafer - 15 gl.

Es geschah unter der Glorwürdigen Regierung Friderici Augusti des III ten, Königs in Polen und Churfürstens zu Sachsen.
Damahls war Collator und Patronus dieser Kirchen, und zwar eintzig allein, Sr: Hochwürden und Gnaden, Herr Jacobus Johannes Josephus Wosky de Baerenstamm, des Bischoffthums Meißen und durch beyde Marggrafthümer Ober= und Nieder=Lausitz Administrator Ecclesiasticus, loci Ordinarius; des Hochbefreyten Dom-Stiftes zu St. Petri in Budißin, Hocherwehlter und Insulirter Praelat und Decanus, wie auch Probst des Hochfürstlich=Jungfräulich=Geistlichen Gestifts St: Mariae Magdalenae de poenitentia zu Lauban, und selbigen Closters Visitator perpetuus.

Canonici residentes waren:
Hl. Jacob Anton Kylian, Senior.
Hl. Johann Joseph de Hauptmann, Cantor und Sonntagsprediger
Hl. Carolus Laurentius Cardona, Scholasticus; Feyertags und Christlicher Lehrr=Prediger
Hl. Martinus Gelian, Pfarr bey der Wendischen Kirche in Budißin ad D.V.M. beym Saltz=Marckt
Hl. Johann Augustin Jacubentz; p.t. Procurator Capituli

Dom=Stiefts Syndicus war:
Hl. Christoph Gläser, Ober=Amt=Advocat
Hl. Jacob Jatzlau, war Dom=Stiefts Cancellist

Die damahligen eingepfarrten Herrschaften waren:
Der Hl. Cammerherr von Gersdorff auff Kuppritz und Hochkirch, wohnhaft in Reichenbach
Der Hl. Cammerherr von Warnsdorff auff Wuischke, Wohnhaft in Arnsdorff
Der Hl. Landes=Eltester von Rodewitz auff Zschorne, wohnhaft in Budißin
Die Frau Landes=Eltestin von Ziegler und Klipphausen, geb. von Metzerad aus dem Hause Dröhse, wohnhaft in Wurschen
Die Frau Landes=Eltestin von Wangenheim auf Sornßig, wohnhaft in Cunnersdorff bey Camenz
Die Frau von Metzerad, geb. von Zschesch, auff Wawitz, wohnhaft in Dröhse
Der Hl. Ober=Aufseher in Dobriluck, Hl. von Metzerad auff Pommritz, wohnhaft in Dobriluck
Der Hl. Stiefts=Verweser in Radmeritz, Hl. von Gersdorff auff Lehn, wohnhaft in Kreischa
Der Hl. Cammer=Junker von Ziegler und Klipphausen auff Niethen
Der Hl. Cammer=Junker von Rodewitz auff Laußke
Der Hl. von Warnsdorff auf Rodewitz

Ein Hoch-Edler Rath in Budißin, und besonders war Hl. D. Schneider, Bürgermeister, damahliger Hochmeritirter Inspector über die Dörffer Meschwitz, Rachlau, Soritz, Scheckwitz, Waditz, und der Hl. Ober=Cämmerer Petzschcke, war Inspector über das Raths=Antheil in Pommritz und Plotzen. Hl. Gotthelff Leberecht Leonhardi, Advoc: juratus, Herr auff ein Theil von Hochkirch.

Derer zur hiesigen Kirche eingepfarrten Dörffer waren Sechzehn:

Als
1. Hochkirch
2. Kuppritz
3. Steindörfel
4. Pommritz
5. Wawitz
6. Rodwitz
7. Niethen
8. Laußke
9. Zschorne
10. Kohlwesa
11. Plotzen
12. Lehn
13. Sornßig
14. Wuischke
15. Meschwitz
16. Waditz

Vier Dörffer aber, als Rachlau, Dehlen, Soritz und Scheckwitz, die sich mit allen sacris hierherhalten, waren nicht ordentl. eingepfarrt.

Zu der Zeit war Pastor dieser Kirchfarth Hl. Johann Friedrich Lange, gebürthig in Schmöllen, und vociert von Weißenberg hierher durch Wyl. Hochwürdigen und Gnädigen Hl. Collatorem Hl. Joannen Josephum Ignatium c Schmiedenthal, Administr: Eccles: et Decanum, auff allgemeines Ansuchen der Kirchfarth d. 7. Apr: Anno 1739. Unter diesem Pastore ist das Röhr=Wasser auf der Pfarre Anno 1744 angeleget worden, worzu der gnädige Herr Collator aus der Kirche 60 thl. Concediret hatt, das übrige hatt Pastor Loci getragen. Jedoch ist die Kirchfarth ihm hierinne sehr behülfflich gewesen mit Holtz, Fuhren und Hand-Diensten. Hierdurch ist die Pfarre um ein merkliches verbeßert worden.

Schulmeister und Organist war Hl. Johann Gottlieb Schmied, welcher der dritte aus dieser Familie ist, der zu dem hiesigen Schul=Dienste vociret worden.

Die damahls lebenden Kirch=Väter waren:
Peter Rabowßki von Steindörfel
Johann Sinckwitz von Meschwitz
Johann Paulick von Hochkirch
Johann Wagner von Sornßig

Die Baumeisters des Thurms sind gewesen:
David Pietzschmann, Meister der Mäurer von Schirgiswalde
Matthaeus Leder, Mäurer=Polier von Schirgiswalde
Anton Schultze, Zimmer=Meister von Schirgiswalde
Peter Gruhl, Zimmer=Polier von Plotzen

Überhaupt aber ist bey hiesiger Kirche zu bewundern die Vorsorge Gottes, und die Gutthägigkeit der Kirch=Gemeinde. Denn da Anno 1717 der Grund , da das dürr und sehr teuer Jahr war, da der Scheffel Korn 6 thl. Galt, continuiret wurde bis Anno 1720, da sie unter das Dach kam, hatte sie nicht mehr, als 700 thl. im Vermögen, und nun kostet sie schon allen und jeden auff 7000 thl. zu bauen; Und gleichwohl sind zum Thurmbau noch 1600 thl. vorhanden gewesen. So hatt der Herr durch gutte Hertzen besonders bey der Wendischen Gemeinde geholffen!

Soviel dienet Dir, Mein Leser! zur Nachricht aus unseren Zeiten. Gedenke übrigens Deiner Vorfahren im besten, und zuförderst lobe mit ihnen Gott, und sefftze:
Du großer Himmels=Fürst! Dir sey Lob, Ehr gesungen, dass uns duch Deine Gnad ist dieses Werck gelungen! Erhöre unser Flehn, und laß durch deine Hand, was Unglück heist, allstets von hier seyn abgewandt. Treib ferne Blitz und Strahl, bewahr vor Feuers=Flammen, und laß in Fried und ruh uns leben hier beysammen! Collator, Kirchfarth, Thurm, das gantze Gottes=Hauß, sey Deinem Schutz empfohlen, biß alles wird seyn aus!

Turmknopfeinlage aus dem Jahr 1802

Pfr. Carl Gottlieb Janke

Geneigter Leser,
wir müssen billig mit unseren Vorfahren, welche diese unsere Kirche und Thurm unter dem Beistande des
Höchsten so bald und glücklich erbauten, die besondere Vorsorge Gottes rühmen, nach welcher so viele
Gefahren der Vernichtung, die diesem Gotteshause und Thurme droheten, gnädig abgewandt wurden. Im
siebenjährigen Kriege 1758 den 14ten October, früh um 5 Uhr überfiel der Kaiserliche General Laudon
Daun, welcher den Tag zuvor sein bei Kittlitz stehendes Lager abgebrochen hatte, das bei Hochkirch befindliche
könig. preußische Lager. Sein Unternehmen gelang ihm, - blutig ward der Morgen, ja fürchterlich
für die Bewohner Hochkirchs, welche ihr Hab und Gut den Feinden und den verheerenden Flammen Preis
geben, und nur durch schleunige Flucht ihr Leben zu retten suchen mußten. Verlassen und in Händen der
Feinde befand sich nun auch Kirche und Thurm; allein beschützt von einem Höhern wurden diese, trotz
allen Anstrengungen der Feinde, selbige gleich der Pfarrwohnung ein Raub der überall wüthenden Flammen
werden zu lassen, wundervoll erhalten, und wir haben Ursache bei der Rückerinnerung glücklich überstandener
Gefahren die unverkennbaren Beweise göttl. Obhut mit unsern Vorfahren und auch mit die geneigter
Leser, heut zu rühmen. Nach diesem Überfalle kam dann der Thurm noch einmal in Gefahr durch
Bliz und Wetter… in Brand zu gerathen; allein auch hirbei half Gott, und erhielt das uns von unseren Vorfahren
überlieferte, zur Zierde unseres Gotteshauses wie der ganzen umliegenden Gegend aufgeführte so
schöne Gebäude bis auf diesen heutigen Tag, als an welchem wir unter stillem Gebet zu dem Allmächtigen
um fernern Schuz den Thurmknopf wiederum aufsetzen.
Schon seit dem Überfalle geschehen am Thurme verschiedene Reparaturen, allein keine war so bedeutend
und mit so vielen Kosten verbunden, als gegenwärtige, da nicht nur ein Pfeiler im Durchsicht an der
Abendseite her ganz verfault, sondern auch das Blech am ganzen Thurm wandelbar und beinahe ganz unbrauchbar
geworden war. Der eine Pfeiler von der Abendseite ist daher ganz neu eingezogen worden von
dem Zimmermeister Andreas Böhmer aus Hochkirch; die anderen aber von Abend bis Mitternachtseite sind
blos mit neuen guten Bretter bekleidet worden.
Um nun diese Reparatur bei der großen Armuth unserer Kirche dennoch unternehmen u. vollführen zu können,
wurden d. 20ten July 1801, eine Kirchrechnung gehalten, zu welcher sich das Hochwürdige Domstift
St. Petri zu Budißin als Kollator hiesiger Kirche, und die sämtl. eingepfarrten Hochadligen und vornehmen
Herrschaften und Deputirte einfanden. Hierbei entschlossen sich der gnädige Herr Kollator sowie die sämtl.
Herrschaften zu seinen Geldbeiträge, und jedem Mitgliede der Kirchfahrt wurde eine verhältnißmäsige
Geldabgabe aufgelegt; welche aber nachher auch in freiwillige Beiträge verwandelt und umgeändert wurde.
Auch wurde beschlossen, um eine Land-Kollekte anzusuchen, welche auch von den Herren Landständen
bewilligt worden ist. Im Monat Juny 1802 nahm hierauf der Bau seinen Anfang, und wurde bis auf den Anstrich,
welcher so Gott will, auf kommendes Jahr erfolgen soll; mittelst Aufsetzen des Knopfes glückl. beendet
den 21ten October 1802.
Gegenwärtig sind Collator dieser Kirche , Sr. Hochwürd. und Bischöfl. Gnaden, Herr Franz George Lok,
Bischoff zu Antigone, Administrator ecclesiasticus des Bisthums Meißen, durch beide Marggrafthümer
Ober- u. Niederlausitz, hocherwählter Decanus et Praelatus insulatus des Hochbefreiten Domstifts St. Petri
zu Budißin, des jungfräul. Klosters zu Lauban praepositur et Visitator perpetuus pp
Canonici residentes sind:
Herr Thomas Schulze, Senior. Herr Jacob Schubert, Cantor. u.
Herr Nicolaus Fulck, Scholasticus.
Dom-Stifts Syndicus sind:
Herr Johann Valentin Gleichmann, Ober-Amts-Advokat. Herr Carl Joseph Felix, Dom-Stifts-Secretair.
Herr Anton Marschner, Dom-Stifts-Cancellist.
Die eingepfarrten Herrschaften sind folgende:
der Herr Landesbestellte v Gersdorff auf Kuppritz u. Hochkirch
der Herr Gegenhändler v Nostitz auf Lehn und Niethen.
der Herr Oberstlieutenant v Gersdorff auf Kohlwesa.
der Herr Hauptmann v Warnsdorff auf Rodewitz,
der Herr Geheime-Rath Graf v Bresler auf Lauske und Tzschorne,
der Herr Oberamts-Advokat Schenk auf Sornßig.
der Herr Andreas Wehle auf Pommritz, und
Herr Kaufmann Pauli auf Wawitz, wie auch
der Herr Hauptmann v Metzrad auf Wuischke;
Inspector über die nach Hochkirch eingepfarrten Dörfer eines Hochedl. u. hochweisen Raths zu Budißin ist
der Herr Bürgermeister Pötschke, Wohlgebohr. Pfarrer hiesigen Orts ist Herr Paul Gottlieb Janke, dritter Sohn
und Nachfolger des weil. Herrn Pfarrers George Janke, welcher nach dem Überfall 1759, von Kotitz als Pastor
nach Hochkirch berufen wurde;
vom Selbigen sind die Pfarrwohnung und die Wirthschaftsgebäude erbaut worden. Sein Name befindet sich
zu einem bleibenden Andenke über der Thüre des Pfarrhauses in den Anfangsbuchstaben: Gubernante Jehova.
Gegenwärtiger Pfarrer erhielt nach dem Tode seines Herrn Vaters, welcher den 1ten Mai 1794 früh um 3 Uhr
erfolgte, von dem weil. Hochwürdigen und gnädigen Herrn Wencel Kobalz, Admistr. Eccles. und Decano, die
Vocation zu hiesigem Pastorale den 2ten October 1795.
Schulmeister und Organist ist Herr Ernst Friedlieb Pech, gebürtig aus Wilthen.
Kirchväter sind 1.) Peter Pech aus Wawitz 2.) Johann Pötschke aus Meschwitz. 3.) Johann Lange, Tischer zu
Hochkirch, 4.) Peter Husak aus Sornßig.
Wie auffallend verschieden der jezige Getreidepreis von dem im erster Schrift angegebenen sei, wird eine genaue
Angabe derselben zeigen; u. ist folgender:

1 Scheffel Korn 4 Reichsthaler 12 Groschen
1 Scheffel Weizen 7 Rth. 8 G.
1 Scheffel Gerste 3 Rth. 8 G.
1 Scheffel Hafer 2 Rth.4 G.
1 Scheffel Erbsen 4 Rth. 16 G.
1 Scheffel Hirse 11 Rth.
1 Scheffel Grüze 5 Rth.

Was an freiwilligen Beiträge von der Kirchgemeinde zu Hochkirch zur Reparatur des Thurms ist geliefert worden, bestehet im folgenden:

Hochkirch, 30 Reichsthaler
Pommritz 8 Reichsthaler 4 Groschen 6 Pfennige
Rodewitz 13 Rth. 8 G. 6 Pf.
Lehn 10 Rth. 3 G.
Sornßig 12 Rth. 16 G. 8 Pf.
Plotzen, Metzeradschen Antheils 8 Rth. 20 G.
Plotzen, Raths-Antheils 7 Rth.
Rachlau 15 Rth. 6 G.
Peter Pannach aus Meschwitz 5 Rth.
Die Wittwe Benadin aus Meschwitz 7 Rth. 12 G.
Döhlen 15 Rth.
Wuischke 3 Rth. 14 G.
Steindörfel 3 Rth. 7 G.
Nachtrag der Gemeinde zu Pommritz 2 Rth.
Andreas Wehle aus Wawitz 10 Rth.

Du aber o Gott! Beschütze ferner Kirche und Thurm, wie du es bis jetzt so huldreich gethan hast. Nichts unterbreche die alles beglükende Ruhe, und den so süßen Frieden, dessen sich unser theures Vaterland, sonderlich unter der so weisen u. gütigen Regierung Friedrich Augusts, unsers gnädigsten Churfürstens, erfreut. Sei mit dieser lieben Kirchgemeinde; leite du sie selbst durch deinen Geist zu allen guten hin, und nach vollbrachtem Tagewerk bringe uns allesamt zum immerwährenden Genuß deiner ewigbeglükenden Liebe, Amen.

Turmknopfeinlage aus dem Jahr 1838

Pfr. Michael Möhn

Im Namen der allerheiligsten Dreieinigkeit!
Gnade, Barmherzigkeit und Friede von Gott, unserm Vater, und unserm Herrn Jesu Christo sey mit den christlichen Pilgern zur Ewigkeit, welche nach uns diese Zeilen lesen werden!
Ein Heer von Erinnerungen steigt vor unserm Geiste auf, ein Strom von Gefühlen ergießt sich über unser Herz, dem wir kaum zu widerstehen vermögen, indem wir den Nachkommen mit einem Ueberblick der Schicksale, die unser Gotteshaus während der Zeit 1803 bis 1838 gehabt hat, in der Absicht entgegenkommen, daß ihm diese Erinnerungen eine Mahnung zur frommen Andacht und zur gläubigen Herzenserhebung zu Gott seyn mögen.
Als ein heiliges Vermächtnis vergangener Zeiten empfingen wir dieses Gotteshaus mit seinem Thurme von unsern christlichen Vorfahren. Mit willigen Diensten und Opfern waren sie bemüht gewesen, während theurer Jahre dies gemeinschaftliche Kleinod unserer Gemeinde in würdiger Gestalt zu erbauen und die Mittel dazu Jahre lang vorher ernst mühsam zu erwerben und sich abzudarben. Als eine treue Pflegerin alles Heiligen, Wahren und Guten, als eine Bewahrerin der Theuersten Erinnerungen, aber auch als eine redende Zeugin von uns vor den kommenden Geschlechtern hinterlaßen wir diese Kirche unseren christlichen Nachkommen. Wenn das Geläute der Glocken von ihres Thurmes Höhe herab uns begleitet auch unseren letzten Gange, und Gott uns zu den Vätern versammelt hat, dann wird dieses heiligen Hauses Zustand selbst verkündigen, ob wir es in seiner ernsten Bedeutung, in seiner erhabenen Bestimmung heilig gehalten und liebgehabt, und was die Väter unter Gottes Beistande gegründet im Glauben, in Liebe und Hoffnung, gleichgesinnt im kräftigen Bau erhalten haben.
Heut trägt es noch fast ganz die Gestalt, welche ihm vor 100 Jahren gegeben worden war, und die es auch in den ernsten Jahren des gegenwärtigen Jahrhunderts hatte. Doch hat auch die jetzige Gemeinde mit Eifer und frommer Liebe zu ihrem Gotteshause diesem bedeutende Opfer gebracht.
Nicht zu gedenken der auf Kosten des Kirchen-… vorgenommenen Reparaturen, ward 1812 die mittlere Glocke umgegoßen; schenkte 1815 Johann Wehle, Gutsbesitzer in Wawitz der Kirche eine neue Altar- und Taufstein-Bekleidung, wurden 1817 mit bedeutenden Aufwande von Kosten, zum Andenken an die dreitägige Feier des Reformations-Jubelfestes neue heilige Gefäße, - Kelch, Patene und Ciborium – alles aus Silber und vergoldet, angeschafft; ward 1822 durch die Freigebigkeit eines Kirchkindes, mit Namen Peter Zischan aus Pommritz die Orgel neu staffirt; 1825 eine Wiese zum Gottesacker vom Kirchen- … für 120 … angekauft und das Jahr darauf mit Buchenpflanzen umzäunt. Die Einweihung erfolgte am 23. April 1823. Auf demselben fand die erste Ruhestätte ein Jüngling aus Meschwitz, mit Namen Johann Leumert; wurden 1830 zur dreitätigen Jubelfeier der augsburgischen Confession zwei schöne seidene Fahnen angeschafft; 1832 sämtliche Glocken von Friedrich Gruhl in Kleinwelka umgegossen und ein harmonisches Geläute dadurch hergestellt; schenkte 1834 Johann Jannasch, Gutsbesitzer in Meschwitz, der Kirche eine Albe, ward, 1837 und 1838 die Kirchhofsmauer reparirt neu beworfen, auch der Haupteingang mit einem Thore versehen; 1838 auf Kosten des … ein neues großes Fenster in der Nähe des Altars angelegt, und durch Vergrößerung zweier Fenster auf der Südseite über die Räume im Schiffe der Kirche, auf welchen eine nicht wohlthuhende Düsterheit, durch Anbau veranlaßt, ruhte, mehr Licht verbreitet, Zu den bedeutendsten, mit großem Aufwande von Kosten verbundenen Reparaturen gehört jedoch die dermalige am Thurme. Denn es ward für 116 … neues Blech aufgedeckt, der Knopf, nebst Fahne und Stern vergoldet, die ganze Blechbedachung angestrichen, und der Thurm mit einem Blitzableiter versehen. Mehrere Felder gegen Abend und Mittag erhielten neue Schalung, 5 Balken wurden angestückt, 5 Biegen und 3 Rundstäbe angelegt von dem Zimmermeister Peter Bodling aus Kuppritz. Das bedungene Accordquantum für gedachte Reparatur betrug 280 …. Außerdem hatte die Kirchfahrt das benöthigte Bech, das erforderliche Löthzinn und die nöthigen Blechnägel zu liefern, auch die erforderliche Zimmerarbeit nebst diesbefallsigem Material und sämtliche benöthigte Fuhren und Handlanger-Dienste zu gewähren.
Am 20. Juli 1838 ward die Erneuerung des Thurmes von dem Schiefer- und Ziegeldecker aus Budissin Johann Winkler begonnen, und durch Aufsetzung des Thurmknopfes am 11ten September desselben Jahres glücklich beendigt.
Während unserer Zeit hat dieses Gotteshaus, von Gott beschützt, einer ununterbrochenen Sicherheit sich erfreut, im Laufe der Jahre aber auch den erschütternden Wechsel alles Irdischen an sich vorübergehen gesehen.
Als zum erstenmale der Thronerschütterer unseres Jahrhunderts – Napoleon – seine siegreichen Schaaren über die Grenzen unseres damals so friedlichen und glücklichen Vaterlandes hereinführte, und so manches Gotteshaus seine Pforten und heiligen Räume zum Nachtlager der siegtrunkenen und übermüthigen Fremdlinge öffnen, und sich ihren Vorräthen für die hin- und herziehenden Heereshaufen überlassen mußte, da ward unsere Kirche von solchen Verödungen nicht berührt. Aber ach, beider nur für kurze Frist!
Denn das verhängnissvolle 1813te Jahr brach an, und mit ihm die lange Reihe von Plagen und Schrecken, durch welche unser Vaterland, und auch unsere Gemeinde heimgesucht ward. Im 6ten Monate vor dem dreitägigen schauderhaften Blutvergießen, durch welches des gewaltigen Eroberers Macht um und vor und in Leipzig gebrochen ward, mußte unser Gotteshaus (im Mai 1813) abermals Zeuge von einem blutigen Ereigniße seyn. Nachdem die verbündete rußisch-preußische Armee nach der Schlacht von Lützen (auch Mai 1813) über die Elbe zurückgezogen war, wählten ihre Feldherren die vor dem Anfalle Friedrichs II. berühmte Stellung vor Bautzen u. Hochkirch, um dort den Franzosen eine zweite Haupt-Schlacht zu liefern.
Die durch die Natur schon feste Position wurde von ihnen durch Verschanzungen und Redouten unangreifbar gemacht. Doch war es den Franzosen gelungen in der Schlacht von Wurschen am 21. Mai 1813 ihren rechten Flügel zu umgehen, u. so vermochte der linke Flügel, der in Hochkirch sich anlehnte, den vereinten Angriffen der beiden Corps der Marschälle Marmont und Macdonald zu widerstehen, er mußte dem Rückzuge der ganzen Armee nach Görlitz folgen. Das bedrängte Hochkirch sah da mehrere herzzerreißende Auftritte, die sich zum Theil im August desselben Jahres noch einmal wiederhalten. Seine Bewohner mußten, um durch die Flucht auf die Berge ihr Leben zu retten, Gotteshaus und Thurm, Habe und Gut den Heereshaufen überlassen. Von diesen ward die Sakristei erbrochen, aus derselben wurden außer mehreren daselbst aufbewahrten Gegenständen das vorräthige Kirchgeld und 100 … von der Gemeinde für das Umgießen der mittleren Glocke gegeben Beiträge geraubt. Vieles in der Kirche und der Gottesacker ward verwüstet. Särge wurden aus den Grüften gerißen, die Todten hinausgeschleudert, du die morschen Bretter, wie auch sämtliche Kreuze auf den Gräbern, und Kirchenbänke zu Wachtfeuern verbraucht, und endlich ward Hochkirch selbst zweimal angezündet, so daß im Mai 3 Häuser ganz in der Nähe der Kirche, Im August aber die Gebäude von 10 Nahrungen die Wuth der Flammen … Dreizehn Brandstellen in Hochkirch, so wie die Ruinen von mehreren niedergebrannten Dörfern und einige Kirchen in der Umgegend zeugten noch lange von den Schrecknissen jener Tage.
So war in den Tagen des Blutvergießens unser Gotteshaus auf eine grauenvolle Weise von den Gefahren der Verwüstung bedroht. Der Herr aber, dem es geweiht ist, hat es damals, wie auch bei einer späteren, durch Wetterstrahl in seiner Nähe entstandenen Feuersnoth gnädig beschützt u. erhalten. Und indem wir auch heute beider Erinnerung an seine unverdiente Huld mit dankbarer Rührung Herzen u. Hände zu ihm erheben, flehen wir zugleich inbrünßtig, er wolle auch kommende Geschlechter, solche Jammer… nicht erheben, wolle dies heilige Haus nicht wieder eine Wohnung so grenzenlosen Elendes werden lassen, wie es damals war, als Haufen von Verstümmelten blutend und jammernd in ihm lagen u. zum Theil umkommen mußten.
Seitdem riefen uns unsere Glocken 25 Jahre des Friedens und der Ordnung hindurch zur Feier unserer Sonn- und Festtage in der Ordnung des Kirchenjahrers.
Die Folgen oder doch die Begleiter so großer, gewaltiger Veränderungen im häuslichen, geselligen, bürgerlichen und geistigen Leben, wie sie im Laufe unserer Zeit eintreten, sind leider häufig verminderte Theilnahme an dem kirchlichen Gemeindeleben. In hiesiger Gemeinde jedoch hat sich im Allgemeinen ein kirchlich-religiöser Sinn erhalten, und ungerecht würden wir seyn, wenn wir dies nicht frei und offenherzig bekennen, und eines sündlichen Undanks uns schuldig machen, wenn wir über verminderte Theilnahme der Gemeindeglieder an unserem Gottesdienste Beschwerde führen wollten. Mit gemeinschaftlicher Rührung preisen wir Gott, daß er uns bei dem Kampfe der Meinungen im Gebiete des Glaubens, in der Treue gegen den, der sein Leben für uns gelaßen hat, und in dem Bekentniße seines heiligen Namens erhalten hat, wobei uns gar nicht beigefallen ist, der Neuerungssucht unserer Zeit auch nur einen Finger breit zu weichen. 
Auf das was da bleibet, redlich unsre Gemüther hinzulenken, dringt uns Alles bei dem Rückblicke auf den erschütternden Wechsel der Dinge während der ersten 38 Jahre des gegenwärtigen Jahrhunderts. Nichts von Allem, was menschlich und irdisch ist, entgeht dem Wechsel, und ist über die Macht der Veränderlichkeit erhaben. Ein Drittheil erst unsers Jahrhunderts ist vorüber, wird dieses Gotteshaus am Ende desselben noch die Gestalt haben, in welcher es jetzt uns umfängt? Wie viele Hunderte und Tausende von ihnen, welche am Anfange des Jahrhunderts in ihm anbeteten, sind verschwunden! Zerstörend geht der Sturm der Zeit über alles Werk von Menschenhänden dahin, auch dieses Gotteshaus wird ihm einst unterliegen. Eins nur bleibet, wie es ist, und seine Jahre nehmen kein Ende, dem dieses Haus geweiht ist; und Jesus Christus, in dessen Namen sich die versammeln, die in diesem Hause anbeten; Jesus Christus, gestern und heute, derselbige auch in Ewigkeit; Himmel und Erde werden vergehen, aber seine Worte werden nicht vergehen. 
Und wenn von uns Allen, die wir jetzt noch hier zur Andacht uns vereinigen, keiner mehr unter den Lebendigen seyn wird, so werden unsere Kinder und Enkel es dennoch fühlen, daß sie in ihm leben u. weben und sind, und daß sie zu ihm, ihrem Vater, nicht kommen können, als durch den Sohn! In dieser Hoffnung legen wir heute zu den Schriften unserer Vorfahren auch diese in den Knopf unseres Thurmes.
Möge denn dieses Haus des Herrn, der uns segnet mit irdischen und himmlischen Gütern, daß wir sie brauchen in seiner Liebe, zu seiner Ehre, auch kommende Geschlechter, lieb und theuer bleiben; möge es noch lange, lange im Segen bestehen, durch Gottes Hand bewahrt vor den Gräueln der Zerstörung durch des Feuers Gluth, des Krieges Wuth; möge es seine Hocherhabene Bestimmung unter auch immer reicher und vollständiger erfüllen, und auch Licht, Trost und Frieden bringen; möge das herzliche Gebet, welches … treuen Seelsorger, die für euer geistiges Wohlwachen, beten und arbeiten werden, hier für euch zu Gott senden, Erlösung finden und Fracht bringen für das ewige Leben! Möge das Wort Christi unter euch reichlich wohnen in aller Weisheit! Und so wenden wir uns denn vertrauensvoll zur dir, o Herr, und übergeben deinem allmächtigen Schutze, was wir selbst zu schützen nicht vermögen. Unsere Kraft ist beschränkt und gebunden unser Wirken. Dein aber, dein ist die Macht und die Kraft und die Stärke! Wir können nicht hinausgreifen in die Zukunft, der fliehende Augenblick nur ist unser, und eher als ein Jahrhundert vergeht, sind wir Alle Staub und Erde und Keiner von uns ist mehr übrig; ein neues Geschlecht, das heut noch nicht geboren ist, wandelt dann über unsere Gräber in dieses heilige Haus. Du aber, Unvergänglicher, du streckest deinen allmächtigen hinaus in die Unendlichkeit! Du wirst walten, wenn gleich die Sonne erlischt und die Erde vergeht; dein ist die Ewigkeit! Unter deinem väterlichen Segen ward aus frommer Gemeinschaft unserer Väter dieses Gotteshaus gegründet, deine allmächtige Hand hat es erhalten; unter deiner gnädigen Obhut bestehe es ferner zum Segen deiner Gemeinde! Erhöre ihr Gebet u. das Flehen deines Knechtes! Laß deine Augen offenstehen über dieses Haus Nach u. Tag, über die Stätte, davon du gesagt hast: Mein Name soll da sein! Amen.

Gegenwärtig ist Pfarrer dieser Kirchgemeinde Herr Michael Möhne, geb. den 31. August 1893 zu Budißin, von Malschwitz, wo derselbe seit 1826 da dasige Pfarramt verwaltete, von Sr. Bischöfl. Gnaden, dem Herrn Franz George Lock, Adm. Eccl. U. Domdechant zu Budißin hierher vocirt den 18. Januar 1826.
Schulmeister u. Organist ist Carl Friedrich Christian Kirschner, gebl. 1804 zu Pließkowitz
An der 1825 neu erbauten Kirch-Schule sind ferner angestellt als zweiter Lehrer Jacob Schütze, gebl. 1807 zu Baruth; und als Hülfslehrer, Gustav Adolph Stübner aus Strahwalde, geb. 1816
Die Lehrerstelle an der 1829 neuerbauten Nebenschule zu Rachlau ist zur Zeit erledigt.

Kirchväter sind
1.) Johann Blasius aus Hochkirch;
2.) Johann Lange, Richter in Hochkirch;
3.) Johann Bräuer aus Soritz;
4.) Andreas Wagner aus Sornßig.

Budißiner Getreide-Preise den 1. September 1838
1 Scheffel Korn 4 8
Weizen 5 -
Gerste 2 20
Hafer 1 20
Erbsen 4 20
Hirse 6 16
Grütze 4 16

Turmknopfeinlage aus dem Jahr 1869

Pfr. Peter Lahode

Im Namen des dreieinigen Gottes!
Gnade und Friede sein mit dem nachkommenden Geschlechte, welches eins dernach Jahren diese Zeile lesen wird!
Wiederum ist ein Zeitraum verflossen und wiederum haben geschickte und kräftige Hände den Knopf mit seinen geschichtlichen Urkunden, welche so manches Jahr dem Auge weit sichtbar gewesen, heruntergenommen, damit sein Glanz erneuert werde und er so weiter fortleuchte dem gegenwärtigen und nachkommenden Geschlechte. Ein so wunderbares Gemisch von Gefühlen durchdringen den Schreiber dieser Zeilen, welche von nun an in jener Höhe ihre Stellen finden und eins den Wanderer nach der Ewigkeit von den jetzt gegenwärtigen, dann längst vergangenen Zeiten erzählen sollen. Manche Frage im Hinblick auf das Einst möchte laut werden, aber sie kann keine Beantwortung finden. Wie wird es da aussehen, wenn diese Blätter von den Nachkommen entfaltet werden? Welche Sitten und Gebräuche werden da herrschen? Was wird alles inzwischen geschehen sein? Das ist die Zukunft und diese durchdringt nur eines Sehers Blick, es ist der des allmächtigen Gottes. Wir kennen nur die Vergangenheiten und was in der jüngsten in dieser Gemeinde liegt, wollen wir erzählen.
Möge dieses Gotteshaus mit seinem nach dem Himmel hinaufweisenden Thurme den nachkommenden Geschlechtern erhalten werden. Mögen die Glocken, die von der Höhe herab zum Gottesdienste rufen werden in den Herzen Widerhall finden, mögen die im Heiligthume des Herrn Versammelten sich stets als Erlöste fühlen und auf dem Grunde stehen und stehen bleiben, welcher ist Jesus Christus. Das gegenwärtige Geschlecht dieser Gemeinde – wer wollte es nicht gern zugeben – steht auf diesem Grunde und von dem religiös-kirchlichen Sinne zeugen die Schaaren, welche am Tage des Herrn hierher zur diesen heiligen Räumen walten. Auch die im Nachfolgenden erzählten Ereignisse und Veränderungen an diesem Gotteshause werden dies bestätigen.
Wir geben sie hier der Reihe nach.
1844 wurden von der Wittwe Haupt a. Wuischke, welche später nach Australien auswanderte, eine schwarze Altar- und Taufsteinbekleidung, sowie später vasa sacra zum Gebrauche bei Krankencommunionen geschenkt.
1845, am 6. Juli, brannten der Gasthof und sechs andere Gehöfte ab, welche an der Straße gelegen sind
1858 wurde Hochkirch abermals vom Feuer heimgesucht, welches den größern, unteren Theil des Dorfes, nach Mitternacht zu gelegen, verzehrte.
1856 wurde das Innere der Kirche bis auf die Umfassungsmauer umgebaut, was einen Kostenaufwand von 8000 … verursachte. Die Orgel wurde erweitert, wofür 300 … gezahlt wurden. Die Einweihung geschah am 1. Advent.
Nach diesem schenkte der Kirche Herr Ritter v. Kindt auf Kuppritz etc. sechs große Altarleuchter, desgleichen Herr Wehle auf Niethen, zwei Leuchter, welche an den Altarstufen stehen. Auch erhielt durch dessen gütige Bewilligung aus dem Vermögen der Kirchenloge des Ritterguts Niethen, das Altar, die Kanzel und der Taufstein eine kostbare rothe Bekleidung.
Fräulein Leontine Schenk auf Sornßig überreichte der Kirche eine selbst gehäkelte weiße Altardecke.
Ferner schenkte die Jugend der ganzen Parochie dem Gotteshause drei Kronleuchter. Zu diesem vielen Schmucke kam noch der eines schönen Altarbildes, welches das hohe sächsische Ministerium des Innern aus seinem Kunstfund durch Vermittlung des Hrn. Advocat u. Gerichtdirector Schenk auf Sornßig unserm Gotteshause gnädigst überreichen ließ. Werth: 1200 Thaler

Im Jahre 1866 am 1. Jan. wurde unserer Parochie das Dorf Weißig einverleibt, welches bis dahin in die Kirche zu St. Michael in Bautzen eingepfarrt gewesen war.
In demselben Jahre vermachte der Schmiedemeister Johann Gottlieb Kaulwers in Hochkirch ½ Schffl. Grund und Boden zum … eines neu zu errichtenden Friedhofes. Auch ist von demselben Jahre zu bemerken, daß in ihm sich Preußen von dem deutschen Bundestag lossagte, und mit fast allen Gliedern desselben und auch mit unserm Vaterlande Krieg führte, wobei Sachsen nicht wie schon so oft, der Schauplatz desselben, sondern nur durch Durchmärsche u. Einquartierungen berührt wurde. Preußen war der Sieger, und es entstand in Folge dessen der Norddeutsche Bund.
1868 mit dem 1. Januar wurde der Herr Pfarrer, Ritter Möhn nach einer langen, segensreichen Wirksamkeit zum Schmerzn seiner Gemeinde, auch sein Ansuchen in den Ruhestand versetzt. An seiner Stelle wurde von seiner Bischöfl. Gnade dem Hrn. Ludwig Forwerk, Administrator ecclesiasticus und Domdechant zu Bautzen Peter Lahode geb. 1812, seit 1847 Diaconus und wendischer Prediger in Loebau, vocirt und am 3. Mai in Hochkirch installirt, welcher am 29. April vorher von seiner neuen lieben Gemeinde, und
zwar zunächst von einer Anzahl Reitern in Loebau abgeholt und dann in einem lange, schönen Zuge an der Grenze der Parochie eingeholt worden war.
Aus diesen vorstehenden Nachrichten werden unsre Nachkommen erkennen, daß ihre Vorfahren ein große Liebe zu ihrem Gotteshause gehabt haben. Möge solche Liebe hier bleiben bis ans Ende der Tage. So möget ihr denn nun hinaufgehoben werden, ihr Blätter, die ihr auch der Vergänglichkeit unterworfen seid. Höher hinauf noch gehen unsere Gedanken und Gebete in die unermeßlichen fernen zu ihm hinauf, der da bleibet, wie er ist und dessen Jahre kein Ende nehmen.
Ja, zu Dir, Du Ewiger und Allbarmherziger, erheben wir Herzen und Hände. Wir sind Nichts ohne Dich, Dein ist die Kraft und Herrlichkeit, Du wirst bleiben, auch wenn die Erde nicht mehr sein wird. Dir dem Allmächtigen übergeben wir für die Zukunft unser Gotteshaus, halte Du Deine starke, schützende Hand über ihm, wie Du es bis daher gethan hast. Hilf das fort und fort in ihm Dein Sohn u. das Wort vom Kreuze verkündigt wird und auch die nachkommenden Geschlechter ihr Heil in ihm finden. Laß hier bauen in diesem geweihten Hause, bauen in den Herzen einen Bau, welcher in die Ewigkeit und in die Hoffnungen des Friedens hineinragt. Amen.

Der Kostenaufwand der gegenwärtigen großen Reparaturen am Thurme, bestehend in der Vergoldung der Kugel, der Fahne und des Sternes, sowie Neudeckung mehrerer Stellen mit Blech und Anstrich des ganzen Thurmes hat der Ziegeldeckermeister Kreuziger aus Weißenberg zu 487 … 11 ngl. veranschlagt.

Gegenwärtig ist Pfarrer dieser Gemeinde Peter Lahode geb. den 20. April 1812 in Schochtitz

Die Herren Lehrer:
Schulmeister und Organist ist Carl Friedrich Christian Kirschner geb. 1804 zu Pließkowitz.
Zweiter Lehrer ist Jacob Schütze geb. 1807 zu Baruth.
Dritter Lehrer ist Johann Traugott Wagner geb. 1842 in Sornßig.
An der Nebenschule zu Rachlau ist als Lehrer angestellt Johann Kanig geb. 1814 in Steinitz.

Kirchväter sind
1. Andreas Kosel in Hochkirch
2. Adam Blasius in Hochkirch
3. Johann Bodling in Sornßig.

Der nach dem Gesetze vom Jahr 1868 zu ersten Male gewählte Kirchenvorstand besteht aus folgenden Mitgliedern und Herren:
1.) Christian Heinrich v. Kindt, Ritter, auf Kuppritz
2.) Alexander Schenk, Advocat u. Gerichtdirector auf Sornßig
3.) Adolph Ernst v. Rex-Thielau, Friedensrichter auf Rodewitz
4.) Michael Redo, in Hochkirch
5.) Andreas Kowark in Kohlwesa
6.) Johann Lehmann in Plotzen
7.) Carl Berghold in Wuischke
8.) Johann Albert in Rachlau
9.) Andreas Schlemmer Steindörfel
10.) Peter Dallwitz in Wawitz
11.) Andreas Ritter in Lauske
12.) der Pfarrer Peter Lahode

Turmknopfeinlage aus dem Jahr 1902

Pfr. Karl August Kubitz

Im Namen der heiligen Dreieinigkeit, des Vaters, des Sohnes u. des heiligen Geistes, hochgelobet u. hochgeliebet in Ewigkeit!
Er aber, der Gott des Friedens, heiliger auch durch und durch, und euer Geist ganz, samt Seele und Geist müsse bewahret werden unsträflich auf die Zukunft unsers Herrn Jesu Christ. Getreu ist er , der euch rufet, er wird auch tun. 1. Thess. 5,23

Dreiunddreißig Jahre sind wieder vergangen, seit der Knopf, Fahne und Stern zum letzten Male aus der luftigen Höhe herunter genommen worden u. die intressanten Schriften dem jetzige Geschlechte Kunde gebracht von der Väter Zeiten und Begebenheiten aus vergangenen Tagen. Dreißig und drei Jahre, ein Menschenalter, ein Dritteljahrhundert, eine verhältnismäßig kurze Spanne Zeit.
Wie reich kann sie aber werden an weltbewegenden, völkerumwälzenden Geschehnissen! „Wie wird es da aussehen, wenn diese Blätter entfaltet werden von den Nachkommen? Was wird inzwischen alles geschehen sein?“ So fragten unsere Väter damals. Ja was ist alles geschehen in solch kurzer Spanne Zeit! Den Traum, den das liebe vaterländische Volk Jahrhunderte geträumt, es ist zur Tat u. Wahrheit geworden. Die deutschen Stamme und Staaten sind geeint zu einem großen, mächtigen Weltreich. Die deutsche Kaiserkrone ist hervorgeholt aus der Tiefe sagenumwobener Vergangenheit u. ziert heut das hehre Haupt des dritten Kaisers. Ein schweres Ringen wars in heißen, blutigen Kämpfen und Schlachten. „Durch Blut und Eisen“ ist es zusammengeschmiedet worden, was Tausende und Abertausende in mühevoller Friedensarbeit vergeblich zu erstreben getrachtet. Der große ruhmvolle Krieg des Jahres 1870-71 gehört der Geschichte an und kann hier nicht des Näheren geschildert werden. Aber das gnädige Walten des Allmächtigen, Gnädigen und Ewigen, des Allerhöchsten, der über allen Wechsel der Völker und Zeiten tront, vor dem tausend Jahre sind wie der Tag, der gestern vergangen, wollen auch wir demütig und ihn ehrend preisen, das er das uns hat miterleben lassen.
Wie gar oft hat sich auch unsere Gemeinde in der Zeit jenes heiligen u. in der Geschichte einzigartigen Krieges hier im gemeinsamen Heiligtum zum ersten Beten u. Fürbitten versammelt, während unsere Söhne und Väter da draußen in Feindesland in furchtbaren, blutigen Kämpfen um des teuren Vaterlandes Rettung und Größe stritten! „Welch eine Wendung durch Gottes Fügung!“ So sprach damals der greise, unvergeßliche Kaiser Wilhelm vom blutigen Schlachtfeld zu den Seinen daheim im Vaterland, als der Erbfeind gefangen genommen ward. Welch ein Wendepunkt der Weltgeschichte, als ihm die deutsche Kaiserkrone im Schlosse zu Versailes aufs Haupt gesetzt ward. Wir haben das miterlebt. Unser unvergeßlicher Sachsenkönig Albert zählt mit zu den größten Helden jener großen Zeit. Unser Sachsenheer ist ausschlaggebend gewesen in den Entscheidungskämpfen. Dafür rühmen wir die unendliche Barmherzigkeit des treuen Gottes, der unsere Gebete und Flehen in Gnaden erhöret und unseren …. Sieg auf Sieg gegeben.
Zwar trauern auch wir noch heute, wenn im lieben Gotteshause der Blick auf die Gedächtnistafel derer fällt, die den Ehrentod fürs liebe Vaterland erduldet. Ihre Namen sollen aber auch in diesen Blättern unseren Nachkommen zum ehrenvollen Gedenken aufbewahret werden. Es waren die braven Krieger:
August Biehle aus Waditz, gefallen am 30.10.70 bei Etrepagny,
Johann August Ranig aus Wuischke, gefallen am 2.1.71 bei Bousigny,
Johann August Britsche aus Zschorna, gest. den 27.8.70 in Roncour,
Ernst Zieschang aus Lauske, gest. d. 5.10.70 in Douci,
Ernst August Felfe aus Lauske, gest. 5.11.70 in Penchard,
Andreas Schulze aus Wawitz, gest. 18.1.71 in Juilly
Ernst August Höhne aus Plotzen, gest. 2.11.71 in LaFere
Johann Wagner aus Sornßig, gest. 19.4.71 in Sedan,
Sie ruhn in Frieden in Feindesland. Wir aber preisen selig, die erduldet haben.

Während das Gerüst zur Umdeckung des Turmes von vielen in seiner kühnen u. himmelaufstrebenden Konstruktion bewundert wurde, erklangen die Trauerklänge des Totengeläutes, um den größten Helden aus jenen Kriegstagen, den letzten der Paladine des alten Kaisers. Wilhelm, um unsern geliebten Landesvater König Albert, welcher am 19. Juni d.J. in Sibyllenort in Schlesien gestorben ist. Seine entseelte Hülle wurde am Sonnabend, d. 22., abends um 8 Uhr im Extrazuge durch unsre Parochie unter Geläut nach der Hauptstadt Dresden übergeführt. Der Kirchenvorstand, die Lehrer, der Königl. Sächsische Militärverein, die Feuerwehr aus Hochkirch u. viele Personen aus der Parochie hatten auf dem Bahnhof freiwillige Aufstellung genommen, um den unvergeßlichen Helden und Vater des Vaterlandes die letzte Ehre zu erweisen und den letzten stummen Scheidegruß darzubringen. Ein tägliches Trauerläuten von mittags 12-1 Uhr auf die Dauer von drei Wochen und ein besonderer Trauergottesdienst am Sonntag den 29. Juni abends 6 Uhr haben den großen Landestrauer auch in unserer Parochie Ausdank verliehen. König Alberts Gedächtnis wird in aller treuen Sachsen Herzen dankbar bewahret werden. Ihm folgte in der Regierung sein hoher Bruder Georg. Auch zu ihm schauen wir mit Vertrauen auf, denn seine Proklamation, die in allen Ortschaften öffentlich angeschlagen ward, hat in den Herzen schönen Widerhall gefunden. Gott, der Herr wolle unserem jetzigen König seiner schützenden Fürsorge, Huld u. Liebe immerdar befohlen sein lassen, ihn erfreuen durch seine Güte, leiten ihn durch seine Weisheit, stärken ihn durch seine Kraft. Über ihn nur die verwitwete Königin, über den Kronprinzen die Kronprinzessin, über die Prinzen u. die Prinzessinnen des königlichen Hauses wolle er die Fülle seiner himmlischen Segnungen ausbreiten.
Im Übrigen aber hat der himmlische Vater während der 33 Jahre seine Vaterhände schirmend u. schützend über unserem Gotteshause u. der gesamten Parochie gehalten. Zwar haben kleine Feuerbrünste hin u. wieder Schaden an menschlichen Wohnungen angerichtet. Doch ist solcher Schaden auch mit Gottes u. frommer christlicher Hilfe wieder wett geworden. Über dem Gotteshause hat aber sichtlich der Herr seine Hand schützend gehalten: die Zacken des Sternes zeigen starke Spuren von Blitzgefahr, denn sie sind vom Körper abgeschmolzen, nur im Jahre 1885 fuhr ein Blitz in das Innere der Kirche, löste an mehreren Stellen der Decke, besonders über der Orgel, den Putz, ohne sonst Schaden zu tun. Ihm, dem Herrn, der Wolken, Luft und Winden giebt Wege, Lauf und Bahn, der auch den Blitzen ihre Wege mit seiner Allmachtshand weiset, sei Lob und Ehre für seine gnädige Bewahrung des Gotteshauses, das in großer Gefahr gestanden. 
Zwei tieferschütternde Begebenheiten, bei deren Erwähnung immer das Herz von neuem erzittert, müssen hier mit der Nachwelt berichtet werden, das eine zur ernsten Warnung, das andere zur Mahnung „wer weiß, wie nahe mir mein Ende!“ Am 23. April 1883, am Karfreitag Nachmittag, ist auf dem Fußwege von Niethen im einsamen Gebüsch Marie Theresie Farack, Tochter des Johann Farack, Häuslers in Lauske u. dessen Ehefrau Anna geb. Prochno, als sie aus der Kirche nach Hause zurückkehrte, von ruchbarer Hand in schräcklicher Weise ermordet worden. Der Thäter ist verborgen geblieben. Und am 15. Juli 1901 ist Jungfrau Martha Helene Blasius, Tochter des Johann Traug. Blasius, Kirchvaters u. Kirchen- und Schulkassenrechnungsführers in Hochkirch u. seiner Ehefrau Anna Theresia geb. Schreiber unweit des Dorfes, als sie gemeinsam mit ihrer Schwester Puppen aufstellte, vom Blitze erschlagen. Vom Blitz getötet wurde auch auf dem Fußwege zwischen Kuppritz und Hochkirch am 12. Juni 1876 Andreas Bodling, Hausbesitzer in Hochkirch. Der Herr in seiner unergründlichen Weisheit hat solches zugelassen. Aber welch eine erschütternde Predigt hat er durch diese Ereignisse der Mit- und Nachwelt gehalten!
Der von den Vätern ererbte kirchliche Sinn ist unserer Kirchengemeinde im großen und ganzen erhalten geblieben, wenn auch hier und da welche, besonders in Kreisen der jüngeren, sich von dem Geist des Unglaubens u. des materialistischen Zuges der Gegenwart zu ihrem inneren Nachteil sich haben beeinflussen lassen. Das Civilstandsgesetz, welches bei uns in Sachsen mit dem Jahre 1875 in Kraft getreten ist, hat dem kirchlichen Sinn der Gemeinde keinen Eintrag getan. Kein Fall, daß jemand die kirchliche Trauung nicht begehrt oder sein Kind nicht hätte taufen oder konfirmieren lassen, ist zu verzeichnen gewesen. Auch hierfür loben wir den himmlischen Vater und bitten, daß er auch bei den Nachkommen die Herzen mit seinem Geiste regieren wolle, damit auch sie nach der Väter Weise ein christlich frommes Volk verbleiben u. die Segnungen der Gnadenmittel sich hoch schätzen mögen. Wenn man den kirchlichen Sinn einer Gemeinde nach den Opfern bemessen darf, die sie für die Zwecke des Reiches Gottes und Ausbau ihres gemeinsamen Heiligtums gebracht, so ist es ohne Selbstlob erlaubt, dem gegenwärtigen Geschlecht einen guten Leumund auszustellen. Unsere Hochkircher Gemeinde hat das Lob in der Landeskirche, daß sie für die verordneten Kollekten sowie für die großen Liebeswerke der evangelischen Kirche mit am reichlichsten spendet. Auch für Erhaltung und Verschönerung der kirchlichen Gebäude hat sie sich in reichen Maße opferfreudig gezeigt.
Es sei hier auf folgende Baulichkeiten, Anschaffungen und Verschönerungen hingewiesen:
I.J. 1873 ist der neue Gottesacker angelegt und für denselebn rund 5000 M verwendet worden,
i.J. 1882 ist auf dem neuen Friedhof eine Parentationshalle gebaut u. sind für dieselbe 4300 M gezahlt worden,
i.J. 1885 ist eine größere Reparatur des Turmdaches ausgeführt u. darauf 1152 M 75 verwendet worden,
i.J. 1886 ist die Konfirmandenstube erweitert worden, u. es hat dieser Neubau etwa 700 M erfordert,
i.J. 1888 ist an der Pfarre ein neues Seitengebäude aufgeführt u. sind für dasselbe gegen 1800 M verausgabt worden,
i.J. 1890 sind an der Kirche u. Turm neue Blitzableiter für den Preis von 390 M angebracht worden,
i.J. 1883 ist die grüne Altarbekleidung für 465 M angeschafft u. der Betrag durch freiwillige Sammlung aufgebracht worden. Da diese Sammlung einen erheblichen Überschuß ergaben, so ist dieser zinsbar angelegt u. hierauf
i.J. 1891 die weiße Altarbekleidung für 570 M beschafft worden, i.J. 1890 ist die neue herrliche Orgel für den Preis von 16000 M … Erweiterung des Orgelchores aufgestellt worden. Die Kosten sind zum größten Teil durch freiwillige Gaben aufgebracht, nachdem Herr Rittergutsbesitzer Wehle auf Niethen der Kirchgemeinde einen Fonds zur Anschaffung einer neuen Orgel im Betrage von 3000 M legiert u. diesen Fonds durch weitere Zuwendungen auf über 5000 M angewachsen ist.
Mit besonderem Dank muß hervorgehoben werden, daß die Besitzer der Rittergutsherrschaften in der Parochie zur Anschaffung des kostspieligen Registers „Prinzipal 16 Fuß“ im Prospekt auf Veranlassung des Herrn Geh. Ökonomierats Hähnel auf Kuppritz 1200 M gestiftet haben. Diese Orgel, von Meister Eule in Bautzen erbaut, ist ein Pracht- und Glanzstück des Gotteshauses.
I.J. 1892 ist das Gotteshaus mit Turm neu abgefärbt u. der zum Teil abgebröckelte Putz ausgebessert worden, Kosten etwa 1600 M
i.J. 1891 ist das Kirchendach mit einem Kostenaufwand von etwa 1750 M umgedeckt worden,
i.J. 1896 ist der alte Friedhof um die Kirche herum eingeebnet u. die Kirchhofsmauer repariert worden. Darauf wurden ungefähr 950 M verwendet,
i.J. 1898 wurde der Kirchboden mit einem Aufwande von beinahe 800 M neu gedielt,
i.J. 1900 ist die Kirche innerlich vom Maler Schneider aus Bautzen in schöner Weise neu gemalt worden. Der Aufwand hierfür beläuft sich auf 2700 M,
i.J. 1901 ist das Gotteshaus u. der Turm von außen neu abgeputzt und abgefärbt worden. Hierfür sind 3500 M gezahlt worden.

Die Kirchgemeinde hat alle diese großen Ausgaben, ohne Schulden zu …, durch Anlagen bestritten. Nun aber, nachdem die dringende Notwendigkeit der Turmdeckung sich durch gründliche Untersuchung des schadhaft gewordenen Daches erwiesen hat, hat der Kirchenvorstand mit Genehmigung der Königl. Keishauptmanschaft u. der Kollatur sowie unter Zustimmung der Vertreter der politischen Gemeinden und Gutsbeitzer beschlossen, daß die erheblichen Kosten dieses Baues zunächst durch Aufnahme eines Darlehns auf … in 42 Jahren bestritten werden soll. Es werden nach den vorläufigen Anschlägen ungefähr 10000 M erforderlich sein. Es kann der überaus lobenswerten Opferwilligkeit der jetzigen Parochien kaum zugemutet werden, die Ausgabe für diese nach menschlichen Ermessen auf lange, lange Jahre hinaus haltbare Ausbesserung ganz auf sich zu nehmen, zumal die Lage der Landwirtschaft in der Gegenwart schon
mehrere Jahre keine erfreuliche ist.
Das überaus kunstvolle, genial entworfene Gerüst, welches von den Schallöchern aus in die luftige Höhe bis über den Knopf hinaus in 13 aufeinander türmenden Etagen sich aufbaut, ist nach Zeichnung u. unter Leitung des Herrn Baumstrs Roth aus Gersdorf ausgeführt. Die Kupferbedeckung stellt die Firma Georg Pöschmann aus Dresden-Löbtau her. – Gott, in dessen Hand unser Leben ruht, wolle seine Hand schirmend u. schützend über allen denen halten, die an der gefährlichen Arbeit beteiligt sind. Doch wäre es undankbar, wollten wir deren vergessen, die überdies durch außerordentliche Stiftungen ihren Glauben u. ihre dankbare Liebe zu dem Heiland unserer Seelen Jesum Christum bezeuget haben. Auch ihr Gedächtnis sei der Nachwelt übermittelt:
Da ist zunächst Herr Christian Heinrich von Kindt auf Kuppritz, dessen in der Schrift v.J. 1869 nicht Erwähnung gethan, welcher in seinem i.J. 1864 errichteten Testamente den verschämten Armen von Kuppritz u. Hochkirch 6000 M letztwillig vermacht hat. Die Zinsen von diesem Kapital sollen alle Jahre am 27. Juli, als am Hochzeitstage des Stifters, im abzuhaltenden Gottesdienste in Gegenwart der Lehrer von Hochkirch u. der Gemeindevorstände der beiden Ortschaften an die Bedürftigen verteilt werden. Von einer von demselben Stifter der Kirche vermachten Summe wurde von den Erben ein neuer Taufstein, ein Altarkruzifix u. zwei silberne Abendmahlskannen angeschafft.
Da ist weiter Herr Traug. Leberecht Wehle auf Niethen, der in seinem gemeinsamen mit seiner Ehegattin errichteten Testamente i.J. 1873 den Armen der Parochie ebenfalls 6000 M vermacht hat. Die Zinsen von diesem Kapital sollen jedes Jahr vom Pfarrer nach eigenem Ermessen verteilt werden. In späterer Zeit wird dies Legat auf 12000 M erhöht werden.
Da sind ferner die Damen Leontine Schenk u. ihre Schwester Kathinka geb. Schenk verwitwete Buddensing auf Sornßig, welche in ihrem Testament v.J. 1895 den Armen von Sornßig 6000 M mit der Bestimmung vermacht haben, das die Zinsen des Kapitals von dem Pfarrer in Gemeinschaft mit dem Gemeindevorstand an die dortigen Armen verteilt werden.
Da ist ferner ein Mann, dessen Name nicht genannt werden darf, der in seinem i.J. 1896 errichteten Testament
1. Dem Kirchhofsfonds 2000 M,
2. für die Armen der Parochie 1500 M,
3. Für die äußere Mission 2000 M,
4. für die innere Mission 2000 M,
5. für den Gustav-Adolf-Verein 2000 M,
6. für die Judenmission 2000 M testiert hat. Alle die Kapitalien hat der Pfarrer zu verwalten.
Da ist ferner Magdalene verwitwete Wehle aus Rodewitz, welche im Jahre 1899 für die Zwecke der äußeren Mission 1500 M testiert hat. Auch dies Geld hat der Pfarrer zu verwalten.
Da ist ferner Marie verwitw. Wehle geb. Biebrach in Steindörfel, die ihr ganzes Bauerngut der Herrmannsburger Mission i.J. 1882 vermacht hat. Hat aber doch auch der armen Wenden ihrer Heimat gedacht, welche sie ein Kapital von 6000 M zur Unterstützung armer wendischer Söhne, die sich dem Studium widmen, legierte. Dies Kapital wird von dem Verein für Unterstützung armer studierender Wenden verwaltet.
Da muß nochmals des Herrn Rittergutsbesitzers Wehle auf Niethen dankbar gedacht werden, der der Schule zu Hochkirch ein Legat vermacht, von welchem alljährlich etwa 15 Bibeln an arme Kinder der Hochkircher Schule verteilt werden.
Da auch nochmals des Herrn von Kindt auf Kuppritz, welcher ebenfalls noch ein Legat zur Anschaffung von Büchern für die Schulkinder zu Hochkirch und Kuppritz ausgesetzt.
Da ist ferner der Auszügler Andreas Andreas Lohse in Meschwitz, welcher in seinem letzten Willen i.J. 1890 der Kirche 600 M u. zwar zur freien Verfügung des Pfarrers ausgesetzt hat. Von diesem Kapital sind 100 M zur Anschaffung von 12 Wandleuchtern um den Altarraum, 200 M zur Beschaffung einer weißen Altarbekleidung u. 300 M zur Verteilung an Arme der Parochie verwendet worden. – Da muß nochmals dankbarst des Fräulein Leontine Schenk auf Sornßig gedacht werden, welche der Kirchgemeinde den Brunnen 
nebst Plumpe auf dem Kirchhof, dann die violette Altarbekleidung u. außerdem noch 600 M zur Beschaffung einer neuen Altarbekleidung gestiftet hat.
Da ist ferner dem Herrn Majoratsherrn Grafen von Bressler auf Lauske ins Grab zu danken für einen kostbaren Altarteppich.
Weiter sind noch der Kirche geschenkt worden: Von einer Braut eine mühsam gearbeitete Altardecke, von einer Witwe in Kohlwesa zum Andenken an ihren verstorbenen Sohn eine kostbare vergoldete Abendmahlskanne, von einer Familie in Kohlwesa eine schöne zinnerne Abendmahlskanne, von einem Elternpaare aus Soritz aus Dankbarkeit bei der Taufe und Konfirmation ihrer Tochter einen Abendmahlskelch u. eine Taufschüssel, von dem Majoratsherrn auf Wuischke eine kostbare deutsche Altarbibel, von einer Witwe
aus Rachlau ein schönes Altarkruzifix. Überdies sind dem Pfarrer noch verschiedene kleinere u. größere Gaben zur Beschaffung eines bunten Fensters am Altar in die Hand gelegt worden. Diese betragen gegenwärtig ungefähr 100 M. Alle diese Stiftungen, Zuwendungen und Gaben geben ein schönes Zeugnis, daß sich in der Gemeinde noch der von den Vätern ererbte kirchliche Sinn in reichem Maße erhalten hat. Gott der Herr gebe in Gnaden, daß dieser niemals ersterbe!
Von Veränderungen in der Verwaltung des Kirchenwesens ist noch zu berichten, daß Herr Pfarrer Lahode i.J. 1881 sich hat emeritieren lassen. Er wurde bei dieser Gelegenheit von Sr. Majestät dem König mit dem Ritterkreuz I. Kl. Des Albrechtsordens ausgezeichnet. Im J. 1900 ist er im Alter von 88 Jahren in Dresden gestorben. Die Kirchgemeinde hat ihn durch eine Deputation bei seiner Beerdigung geehrt.
An seiner Stelle wurde der Unterzeichnete durch einstimmige Wahl des Kirchenvorstandes zum Pfarrer berufen u. am 1. Advent 1881 feierlichst in sein Amt eingewiesen. Die Kirchgemeinde hat ihn am 23. Nov. im festlichen Zuge einen großen Einzug bereitet. Der jetzige Pfarrer Karl August Kubitz wurde am 23. Mai 1842 in Spohla b. Hoyerswerda geboren, besuchte das Gymnasium in Görlitz u. Kottbus, studierte in Erlangen u. Breslau, war dann nach den abgelegten theologischen Prüfungen zunächst Kreisvikar in Glatz, dann Pfarrer in Lauta bei Senftenberg und später in Wilthen. Im J. 1900 wurde er durch die Gnade Sr. Majestät den König durch Verleihung des Ritterkreuzes I. Kl. Des Albrechtsordens ausgezeichnet.

Lehrer in der Parochie sind gegenwärtig:
in Hochkirch:
Herr Joh. Traug. Ernst Hatnick, geboren in Guttau am 31. Dezember 1843, seit dem 1. Dezemb. 1871 Kirchschul- u. dirigierender Lehrer der Schule, wurde durch Verleihung des Kantoren- u. Oberlehrertitels ausgezeichnet,
Herr Friedrich August Lehmann, geb. am 5. Mai 1861 in Hochkirch, zweiter Lehrer,
Herr Ernst Heinrich Paul Lange, geb. d. 1. Sept. 1870 in Sagan, dritter Lehrer,
Herr Gerhard Hermann Kubitz, geb. in Hochkirch am 2. Dezember 1881, Vikar der 4. Ständigen Stelle;

in Rachlau:
Herr Karl Traug. Schütze, geb. in Klix, am 26. August 1858

Mitglieder des jetzigen Kirchenvorstandes sind:
Herr Andreas Kowark in Kohlwesa. Derselbe ist seit der Einrichtung der Kirchenvorstandsordnung ununterbrochen Mitglied gewesen u. von Sr. Majestät den König durch Verleihung des Allg. Ehrenzeichens aus gezeichnet worden,
Herr Andreas Albert in Hochkirch,
Herr Johann Reinig in Wuischke,
Herr Johann Dallwitz in Wawitz,
Herr August Lehmann in Sornßig,
Herr Michael Lehmann in Pommritz,
Herr Karl Lubensky in Rachlau,
Herr Joh. August Sobe in Zschorna.

Von den Vertretern der Exemten befinden sich zur Zeit nur die beiden Herren:
Herr Geheimer Ökonomierat Hähnel auf Kuppritz u. Hochkirch u. Excellenz Wirklicher Geheimer Rat
Freiherr von Salza u. Lichtenau auf Wuischke im Kirchenvorstande.

Kirchväter sind gegenwärtig die Herren
Andreas Wagner aus Sornßig,
Johann Blasius aus Hochkirch u.
August Kaiser aus Kuppritz.

Rittergutsherrschaften der Parochie sind gegenwärtig folgende:
Herr Geh. Ökonomierat Hähnel, Besitzer von Kuppritz u. Hochkirch,
Herr Majoratsherr Graf von Bressler aus Lauske, Besitzer von Lauske u. Zschorna,
die Erben des weiland Herr Landgerichtsrats Martini in Bautzen, Besitzer von Niethen,
der Rat der Stadt Bautzen, Besitzer der Ritterguts-Qualität in Wawitz,
die Landstände des Markgrafentums Oberlausitz, Besitzer des Rittergutes Pommritz, vertreten durch Herrn Landesältesten von Zezschwitz auf Deutsch-Baselitz,
seine Excelenz Herr Wirkl. Geh. Rat Freiherr von Salza u. Lichtenau, Besitzer v. Wuischke,
Herr Ministerresident Geh. Legationsrat Freiherr von Salza u. Lichtenau, Besitzer von Sornßig,
der Rat der Stadt Löbau, Besitzer der Ritterguts-Qualität in Lehn.

Getreidepreise sind gegenwärtig folgende:
der Scheffel Weizen zu 170 Pfund 15 Mark
der Scheffel Korn zu 160 Pfund 11M 50
der Scheffel Gerste zu 140 Pfund 9 M 50
der Scheffel Hafer zu 100 Pfund 8 M
der Scheffel Hirse zu 100 Pfund 16 M
der Scheffel Heidegrütze zu 100 Pfund 17 M
der Sack Kartoffeln zu 100 Pfund 1 M 50
das Pfund Butter 1 M 10
1200 Pfund Stroh 30 M
100 Pfund Heu 4 M 40

So möge denn Gottes des Allmächtigen und Ewigen gnadenreiche Hand das nunmehr innerlich und äußerlich so schön erneute und geschmückte Gotteshaus schirmen und behüten. Die Gemeinde aber, die so viel Opfer für ihr gemeinsames Heiligtum gebracht, den Mittelpunkt ihrer Vereinigung sich immerdar auch fernerhin hochschätzen und sich in ihm sonn- u. festtäglich versammeln, um den himmlischen Vater zu loben und sich zu erbauen zu der Seelen Seligkeit! Amen.

Turmknopfeinlage aus dem Jahr 1935

Pfr. Gustav Alwin Mürbe

Im Namen der Heiligen Dreieinigkeit, des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, hochgelobt in Ewigkeit, Amen.
Gedenke der vorigen Zeiten bis daher und betrachte, was Gott getan hat an den alten Vätern! Kommt, schauet die Werke des Herrn, lobet, preiset seinen Namen. Amen.
Wiederum sind 33 Jahre vergangen, seit der Knopf, der Stern und die Fahne, samt der Fahnenstange das letzte Mal aus ihrer luftigen Höhe heruntergenommen worden sind. Die Arbeiten, vom Turmdeckermeister Winter und seinem Sohn aus Schirgiswalde ausgeführt, wurden begonnen am Johannistage, dem 24. Juni 1935, und werden, so Gott will, in den nächsten Tagen zu Ende geführt werden. Möge, wie die schwierige Abnahme, so auch die Wiederanbringung ohne allen Unfall von statten gehen! Die Arbeiten waren nötig geworden, weil sich die Stange, an der Fahne und Stern befestigt sind, stark zur Seite geneigt hatte und abzustürzen drohte. Im abgenommenen Turmpknopfe wurden alte Nachrichten von 1750 an bis zu der im Juli 1902 verfassten Schrift von Pfarrer Kubitz unversehrt vorgefunden, ein sichtbarer Beweis der gnädigen Fürsorge des treuen Gottes, der unser schönes Gotteshaus und seinen hochragenden Turm in allen Stürmen und Wettern erhalten hat. Was haben diese stummen und doch so beredten Zeugen irdischen Geschehens aber auch in den letzten 33 Jahren, wie sie hoch über der Menschen Leben und Treiben, Freuden und Leiden gestanden, alles erlebt! Ob es jemals eine Zeit gegeben hat, die bewegter an Ereignissen und Erschütterungen reicher gewesen, als die der letzten 33 Jahre? Unser liebes deutsches Vaterland erfreute sich 1902, als die letzten Nachrichten dem Turmknopfe einverleibt wurden, eines blühenden Wohlstandes auf allen Gebieten, unser deutsches Volk war hochgeachtet in der ganzen Welt, ein Hort des Friedens, nicht nur in Europa, sondern auch für die anderen Erdteile. Wohl zogen, ab und zu, so 1904/05 (Krieg zwischen Rußland und Japan) und 1911 (Marokko) Wetterwolken auf, die den Frieden in Gefahr zu bringen schienen, aber sie zogen damals noch gnädig vorüber. Da, am 29. Juni 1914, fiel der österreichische Thronfolger Erzherzog Ferdinand in Sarajewo durch Meuchelmord. Der zündende Funke fiel ins Pulverfass, eine Explosion folgte, wie die Welt sie bisher nicht sah. Deutschland kam seinem Bruderstaat zu Hilfe, Rußland hatte am 31. Juli die Gesamtmobilmachung veröffentlicht, auch Frankreich war zum losschlagen fertig. Am Sonnabend, d. 1. August 1914, nachmittags 6 Uhr kam der deutsche Mobilmachungsbefehl. Am Sonntag, d. 2. August, klebten überall die Bekanntmachungen dieser furchtbaren Tatsache. Heiss und schwül, wie die Augusttage äusserlich, so lags wie ein Albdruck auf den Gemütern. Schon am 3. August mussten die ersten waffenfähigen Männer der Gemeinde bei ihren Truppenteilen eintreffen. Sonntags abends um 9 Uhr noch hielten wir in stockdunkler Kirche, nur 2 Altarkerzen brannten, mit 3 Männern der Gemeinde, die am nächsten Tage eintreffen mussten, eine ergreifende heilige Abendmahlsfeier. Es kann hier kein Abriss der Geschichte des furchtbaren Weltkrieges gegeben werden., und wäre dieser Abriss noch so kurz, weil des furchtbaren Geschehens so viel war, dass man viele Bände füllen müsste. Die Herren Bürgermeister der zur Kirchgemeinde gehörenden Gemeinden haben die Namen aller Kriegsteilnehmer ihres Ortes, die Verwundeten und Gefallenen aufgezeichnet, und diese Verzeichnisse werden dem Turmknopfe gesondert einverleibt werden. Es soll hier nur erwähnt sein, dass jede Woche, zuerst 2mal, dann bis zum Schlusse ein Mal Kriegsgebetsstunde, abwechselnd wendisch und deutsch, gehalten wurde. Ungezählte Liebesgaben, auch von der Kirchgemeinde als solcher, gingen hinaus ins Feld nach West und Ost und Süd, wo auch immer Söhne der Gemeinde, eiserne Wacht hielten unter den furchtbarsten feindlichen Anstürmen. Ergreifend waren die ach so oft gehaltenen Gedächtnisfeiern für die gefallenen Helden aus der Gemeinde. Immer größer wurde die Zahl der namenlosen Opfer, immer beängstigender die Frage: Was soll das werden, wo wills hinaus? In der Heimat taten die Arbeiten fast nur die Frauen und die Alten und die Kinder sowie eine größere Zahl russischer Kriegsgefangener. Dabei wurden, namentlich als der Feind die Lebensmittelzufuhr sperrte, Karten, die den Bezug der Lebensmittel und anderer lebenswichtiger Dinge regeln sollten, wurden ausgegeben. Namentlich in den Städten war die Not mit den Lebensmitteln gross, und noch lange hinterher sah man allenthalben die Folgen ungenügender Ernährung, insbesondere am heranwachsenden Geschlecht. Ein ganz besonders schwerer Schlag für die Kirchen und so auch für unsere Kirche war es, das 1917 die Glocken bis auf eine (bei uns war es die grosse) und die Prospektpfeifen der Orgeln abgeliefert werden mussten. Tränen standen uns in den Augen, als man bei uns die mittlere und kleine Glocke vom Turme liess, und viele meinten, dies sei der Anfang vom Ende. An anderen Orten zerschlug man die Glocken auf dem Turme und warf die Stücke hinunter. Grässlich klang dieses Hämmern und Schlagen. Ob aber tatsächlich alle abgenommenen und zerschlagenen Glocken und Orgelpfeifen dem Zwecke zugeführt worden sind, den man angab? Genützt hat jedenfalls auch dieses Opfer nichts. Im November 1918 kam es endlich zu einem Waffenstillstande und nachdem zu dem sogenannten Frieden (Schandfrieden) von Versailles, den unser kriegsmüdes, aus tausend und abertausend Wundes blutendes, hungerndes Volk im Vertrauen auf die 14 Punkte des amerikanischen Präsidenten Wilson abschloss. Friede und doch keine Friede, sondern noch 15 Jahre lang eine Drangsal, eine Enttäuschung, eine Demütigung nach der anderen folgte, weil man meinte, dem innerlich zermürbten, verhetzten und vergifteten deutschen Volke alles bieten zu können. Fürwahr eine grausige Ernte nach grausiger Saat, die schon jahrzehntelang besonders in unserem Volke ausgestreut war, war aufgegangen und zur Reife gekommen: Materialismus und ein falsch verstandener Sozialismus. Tausende Soldaten hinter der Front warfen, von falschen Versprechungen getäuscht, die Waffen weg und fluteten in die Heimat zurück, regellos und in Unordnung. Und in der Heimat trafen sie chaotische Zustände an. Arbeiter- und Soldatenräte waren gebildet worden, die nun nach ihrer Weise schalteten und walteten und eine bessere Zeit als die vorher gewesene prophezeiten. Zum Glück für uns dauerte dieser gesetz- und ordnungslose Zustand nicht lange. Man schrieb allgemeine Wahlen aus, schuf die Verfassung von Weimar, und so kehrte äusserlich die Ordnung wieder ein. Aber was war tiefinnerlich zerschlagen worden! Am unheilvollsten wirkte sich dieser Umsturz auf dem Gebiete der Kirche und der Schule aus. Bei der Kirche wurde die Verbindung mit dem Staate gelöst bis auf die Finanzhoheit. Die Kirchensteuergesetzgebung war ein besonders trübes Kapitel aus dieser Zeit. Ein Kirchenaustrittsgesetz wurde geschaffen, das jeder über 14 Jahre alten Person die ungehinderte Möglichkeit gab, die Bande mit der Kirche zu zerschneiden. Und da feierte denn nun Verhetzung und Vergiftung der Jahre und Jahrzehnte vorher und die Lockerung aller Bande frommer Scheu und des Glaubens ihre wahrhaft teuflischen Triumphe. Tausende, Hunderttausende traten aus der Kirche aus und schlossen sich entweder einer die vielen, namentlich aus Amerika importierten Sekten an oder wurde konfessionslos. Auch in unserer lieben Lausitz wuchs die Zahl der Ausgetretenen in den Industrieorten sehr an, während die ländlichen, namentlich die wendischen, deutschen und deutsch-wendischen Gemeinden keine oder nur geringe Austritte hatten. Unsere liebe Gemeinde hatte zunächst deren keine, mit der Zeit aber doch einige, heut sind es eine Einzelperson und drei Familien. Auch die Schule erlebte tiefinnere Umwälzungen. Zunächst schien es, als sollte mit dem Ausschluss der Mitarbeit des Geistlichen auch aller Religionsunterricht beseitigt werden. Dies wurde zwar verhindert, aber die Zahl der Religionsstunden wurde auf 2 vermindert (in Hochkirch erkämpfte man sich deren 3). Katechismusunterricht wurde nicht mehr erteilt, sondern nur noch Unterricht in der biblischen Geschichte. An vielen Orten wurde das Gebet zu Anfang und Ende des Unterrichts abgeschafft und ebenso das Choralsingen. Bei uns kam es zum Glück für das heranwachsende Geschlecht zu solchen traurigen Verirrungen nicht. Mit der inneren Verarmung ging eine äussere Hand in Hand. Schon während des Weltkrieges war der Wert des deutschen Geldes gesunken. Wer aber gehofft hatte, dass nach Beendigung des Weltkrieges dieser Entwertung ein Ende bereitet werden würde, hatte sich bitter getäuscht. Da die bisherigen Zahlungsmittel in der Höhe des Betrages nicht ausreichten, wurden Tag für Tag neue Papierscheine gedruckt mit phantastischen Zahlen; wir wurden Besitzer von Tausenden, Hunderttausenden, Millionen oder gar Billionen von Mark und waren doch Bettler! Eine immerhin noch kleine Auswahl solcher an sich wertloser Scheine ist beigefügt. Alles war wertlos geworden, bis auf die Grundstücke, anderes Vermögen als Liegenschaften gab es nicht mehr. Wehe namentlich den Alten, die nichts mehr verdienen konnten! Kein Wunder, dass mancherorts die Selbstmorde aus Verzweiflung zunahmen! Der Staat sollte helfen und konnte doch nicht, weil er selbst nichts mehr hatte, mochte auch die Gelddruckpresse Tag und Nacht arbeiten. Die Kirche verlor damals ihre sämtlichen Legate. Da endlich, im November 1923, wurde die Mark wieder stabilisiert und die neue Goldwährung eingeführt. Aber arm waren wir geworden, bettelarm. Sinnlose Forderungen hatten die Feindmächte an uns gestellt, was die deutschen Friedensunterhändler, um nur zum Frieden zu kommen, unterschrieben hatten, Forderungen, die beim besten Willen nicht erfüllt werden konnten, wenn auch namenlose Sachwerte abgeführt worden waren: Nicht nur Kriegsgerät, nicht nur der größte Teil unserer siegreichen Flotte, sondern auch Eisenbahnmaterial, Kohlen und Erze und was nicht sonst noch alles. Die Folge dieser unsinnigen Forderungen war eine furchtbare Arbeitslosigkeit. Die Fabriken standen still, Tausende von Arbeitern wurden brotlos und waren der öffentlichen Fürsorge ausgeliefert.
... [dem folgenden Abschnitt über den Aufstieg des Nationalsozialismus fügte Pfr. Mürbe später in einer Kopie der Turmknopfeinlage im Pfarrarchiv folgende Bemerkung an: "Was für ein Irrtum werden folgende Geschlechter sagen! Und das mit Recht! Wie furchtbar sind wir getäuscht und enttäuscht worden. Soviel heute am 5. Nov. 1949 (gez.) Pfr. Mürbe"]
Zur Geschichte unserer lieben Kirchgemeinde in dieser an Erschütterungen und gewaltigen Ereignissen so überaus reichen Zeit ist zu bemerken: Durch Gottes Güte wurde sie in ihrem Bestande erhalten, Unruhe und Blutvergießen hatte sie Gott sei Dank nicht zu bestehen, auch von Seuchen und Krankheiten grösseren Aussmasses, abgesehen vom Auftreten der gefürchteten Grippen, die namentlich in dem durch mangelnde Ernährung geschwächten Geschlecht zu Zeiten schwere Opfer forderte, wurde sie verschont, ebenso von Feuersbrünsten. Dürre Zeiten gab es 1904, 1911, 1934, die aber durch Gottes Güte überwunden wurden. - Das Gotteshaus und die kirchlichen Gebäude betr.: Es wurde unablässig an deren Erhaltung und Verbesserung gearbeitet, dank der Opferwilligkeit der Gemeinde und der angestammten Liebe zu ihrem Gotteshause im Bewusstsein der Wichtigkeit kirchlichen Lebens wurde geschaffen: 1905 eine Dampfheizung für die Kirche, 1919 wurden drei Stahlglocken angeschafft (e-moll), von denen 1930 zu Ostern die grosse Glocke sprang. Noch im selben Jahre wurden trotz der Kosten von reichlich 8.000 RM durch freiwillige Zeichnungen von Spenden (unverzinsliche Darlehen von 5-100 RM) seitens der Gemeindeglieder drei neue Bronzeglocken von Störmer in Erfurt besorgt und am 9. Dezember geweiht. 1920 wurde ein würdiges Ehrenmal für die im Weltkriege gefallenen Söhne der Gemeinde in der Kirche errichtet, 1920 die Orgel durch neue Prospektpfeifen ergänzt und ausserdem mit elektrischem Antrieb versehen. 1913 war durch Errichtung eines Gemeindesaales auf den Grundmauern eines früheren Nebengebäudes des Pfarrgutes ein jetzt unentbehrlicher Mittelpunkt des kirchlichen Gemeindelebens geschaffen worden. 1911 hatte das Pfarrhaus aussen und innen eine gründliche Instandsetzung erfahren. 1924 trat zu dem bereits seit drei Jahrzehnten tätigen und rührigen Kirchenchor ein Posaunenchor, der Gott zur Ehre und der Gemeinde zur Erbauung bei festlichen Gottesdiensten und anderen gemeindlichen Angelegenheiten stets dienstbereit mitwirkt. 1930 wurde die Kirche neu gedeckt. 1926/27 wurde in Hochkirch eine neue Schule errichtet mit einem Kostenaufwande von  165.000 RM. Die alte Schule (Kirchschule), 1933 vorgerichtet, wird weiter als Unterrichtsraum benützt, davon die im Erdgeschoss gelegenen Räume von der Berufsschule, die an die Stelle der Fortbildungsschule getreten ist. Näheres über die schulischen Verhältnisse enthält der Bericht des Herrn Kantors und Schulleiters. - Der staatlichen Neuordnung folgte auch eine kirchliche. 1922 wurde eine neue Kirchgemeindeordnung für den Bereich der sächsischen Landeskirche geschaffen. Dabei fiel die Kreishauptmannschaft als Konsistorialbehörde in Bautzen fort. In Bautzen, Löbau, Zittau und Kamenz wurden Superintendenturen errichtet und in Bautzen das für die reine Verwaltung bestimmte Kirchenamt geschaffen. Nach der Kirchgemeindeordnung besteht die hiesige Kirchgemeindevertretung aus 20 Mitgliedern und dem Pfarrer als Vorsitzenden. Für bestimmte Aufgaben tritt an die Stelle der Kirchgemeindevertretung der Kirchenvorstand, der aus 5 Mitgliedern der Kirchgemeindevertretung besteht und wiederum den Pfarrer als Vorsitzenden hat. Gegenwärtig gehören der Kirchgemeindevertretung an:
Bürgermeister Fiebiger,
Tischlermeister Lubensky und
Lehrer Hobian in Hochkirch,
Rittergutsbesitzer von Loeben und
Wirtschaftsbesitzer Kaiser in Kuppritz,
Bürgermeister Klar in Kohlwesa,
Bürgermeister Jentzsch in Zschorna,
Bürgermeister Schmidt in Lauske,
Erbhofbauer Kunath in Rodewitz,
Erbhofbauer Zschuppe in Wawitz,
Abteilungsdirektor Dr. Schmidt in Pommritz,
Erbhofbauer Hasche in Steindörfel,
Bürgermeister Stübner in Soritz,
Bürgermeister Zieschang in Döhlen,
Lehrer Schütze in Rachlau,
Bürgermeister Lehmann in Meschwitz,
Wirtschaftsbesitzer Birke in Wuischke,
Erbhofbauer Lehmann in Sornssig und
Wirtschaftsbesitzer Kloss in Lehn.
Pfarrer ist der Unterzeichnete seit 1910, nachdem er seit dem 13. September 1908 Hilfsgeistlicher bei Herrn Pfarrer Kubitz gewesen war.
Das Amt der Kirchväter besteht noch, es wird gegenwärtig bekleidet von:
Wirtschaftsbesitzer August Kaiser in Kuppritz,
Erbhofbauer und Bürgermeister Ernst Lehmann in Meschwitz und
Hausbesitzer August Wacker in Hochkirch. Der zuletzt genannt ist zugleich Kirchendiener und Kirchenkassierer.
Der Klingelbeutel ist noch jeden Sonn- und Feiertag in Gebrauch, wenn auch Bestrebungen zu Tage getreten sind, die auf seine Beseitigung abzielten. Für die wendisch-deutschen und deutsch-wendischen Gemeinde der Oberlausitz, sowohl der sächsischen als auch der preussischen, war es ein bedeutsames Ereignis, das mit dem Sonntage Lätare 1930 ein neues wendisches Gesangbuch eingeführt wurde, das die meisten bisherigen Lieder, sprachlich und textlich verbessert, aber auch eine grosse Anzahl neuerer Lieder in Übersetzung der deutschen und endlich eine kleine Anzahl Originallieder enthält. Es wurde zwei Ausgaben dieses Gesangbuches hergestellt, die eine im deutschen, sog. Schwabacherdruck, die andere im lateinischen Druck.
Und nun befehlen wir die ganze liebe Gemeinde Hochkirch mit allen ihren Gliedern, die Kirche und die Schule und jedes Haus und im besonderen die neuen Schmuckstücke unsres hochragenden Turmes in Gottes treue Hände. Er, der allmächtige Gott, schütze unser geliebtes Volk und Vaterland!
Die Gnade unseres Herrn Jesu Christi, und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei und bleibe mit uns allen! Amen.

Dem allgemeinen Gemeindeberichte ist noch hinzuzufügen, das 1913 hier ein Frauenverei gegründet wurde. Er hat sich von vornherein die Aufgabe gestellt, eine Gemeindeschwester anzustellen. Dies ist auch geschehen und erhalten geblieben bis auf 1935, und wird so Gott will auch weiterbeibehalten, wenn auch der Verein als solcher bei den vielen Anforderungen der Zeit allein die Gemeindeschwester nicht erhalten kann. Es haben aber dankenswerterweise Gemeinden und Institute, auch die Amtshauptmannschaften Bautzen und Löbau, Beiträge bewilligt. Heute, nachdem die nationalsozialistischen Frauenschaften gegründet worden sind, führt der Frauenverein den Namen: Christlicher Frauendienst. Seine jetzige Leiterin ist Frau Pfarrer Mürbe.

Pfarramt in Baruth

Ev.-Luth.
Kirchspiel am Löbauer Wasser /
Ew.-luth. wulkowosada při Lubaće

Dubrauker Str. 3
OT Baruth / Bart
02694 Malschwitz / Malešecy
Tel.: +49 (0) 35932 31119

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Mittwoch / srjeda
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